[Rezension] Helen Fields – Body Number One


„Ein junger Mann, erschlagen in einem Park. Ein Obdachloser, erstochen im Gewerbegebiet. Eine Hausfrau und Mutter, von einem rasenden Auto überfahren: In Edinburgh häufen sich innerhalb kürzester Zeit grausame Todesfälle. Jeder einzelne brutal, jeder einzelne rätselhaft. Es gibt nichts, was die grausamen Morde verbindet.

Die Mordkommission um Detective Sergeant Sam Lively ruft deshalb eine Frau zu Hilfe, die für ihre außergewöhnliche Intuition bekannt ist: Dr. Connie Woolwine, forensische Profilerin mit einem untrüglichen Gespür für die dunkelsten Abgründe der menschlichen Psyche. Gemeinsam mit dem Ermittlerteam sucht sie lange nach einem roten Faden. Bis die zufällige Beobachtung eines Patienten im St. Columba Hospital eine neue Perspektive eröffnet …

Unterdessen kämpft Dr. Beth Waterfall, DS Livelys neue Freundin, mit ihren eigenen Dämonen: Ihre Tochter wurde Opfer eines Stalkers, der nie gefasst wurde. Als die renommierte Unfallchirurgin eines Morgens einen toten Vogel auf der Fußmatte hinter dem Haus findet, beginnt sie zu ahnen, dass die Vergangenheit nicht ruht …“

Autorin: Helen Fields
Titel: Body Number One
Übersetzung: Christine Blum
Genre: Thriller
Seitenzahl: 384
Erscheinungsdatum: 13. November 2025
Verlag: dtv
Preis: 17,00€ (Taschenbuch); 4,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

In Edinburgh werden mehrere Menschen ermordet aufgefunden. Die Taten scheinen völlig zusammenhanglos, ohne gemeinsames Profil und ohne erkennbare Spur zum Täter. Das Major Investigation Team, kurz MIT, steht vor einem Rätsel. Erst als Dr. Connie Woolwine, forensische Psychologin und Profilerin, hinzugezogen wird, beginnt sich ein Muster abzuzeichnen. Parallel dazu lernen wir Beth Waterfall kennen, eine Traumachirurgin, deren Leben durch ein eigenes Trauma tief gezeichnet ist. Während die Polizei versucht, die wachsende Gefahr zu entschlüsseln, gerät Beth selbst in den Fokus der Bedrohung.

Dr. Connie Woolwine ist uns bereits bekannt aus „The Institution“ (Rezension). Hochintelligent, aber eigenwillig, impulsiv und emotional unberechenbar. Ihre Stärke ist ihr psychologischer Instinkt und doch genau diese Exzentrik wirkt in diesem Band ungewohnt schräg und weniger sympathisch als zuvor. Als erfahrenen Ermittler im MIT bekommen wir DS Lively vorgestellt. Er soll wohl den Gegenpol darstellen, den eine Figur wie Connie braucht, bringt jedoch auch nicht gerade viel Sympathie mit. Als weitere Hauptfigur haben wir Chirurgin Beth Waterfall, die emotional angeschlagen ist durch das frühere Stalking, welches ihrer Tochter ausgesetzt war. Daneben gibt es einige Nebenfiguren, um die Stimmung zu verdichten und das Ausmaß der Bedrohung greifbar zu machen. Außerdem gibt es kleine Wiedersehen mit Charakteren aus „The Killer Profile“ (Rezension) und subtile Verbindungen zu Fields anderer Reihe.

Der Thriller spielt überwiegend in der Gegenwart, wird aber immer wieder durch Rückblicke und Einschübe aus der Vergangenheit durchbrochen, die nach und nach das psychologische Motiv des Täters erklären. Dazu kommen wechselnde Perspektiven, mal die Ermittler, Opfer und auch täterbezogene Sichten. Trotz der Sprünge wirkt die Handlung strukturiert, und die wiederkehrenden Figuren geben dem Buch Stabilität.

Der Verlag bewirbt „Body Number One“ nicht als Reihenfortsetzung, aber tatsächlich ist das der dritte Band rund um Dr. Connie Woolwine. Band 1 ist immer noch nicht ins Deutsche übersetzt und Band 2 ist wie bereits erwähnt „The Institution“, was ich sehr gemocht habe. Ich fand es schon bei „The Institution“ sehr schade, dass Band 1 fehlt und das Gefühl bleibt leider. Vielleicht entscheidet sich der Verlag irgendwann noch um.

In „The Institution“ mochte ich Connie wirklich unglaublich gern. Ihre Mischung aus Intuition, Scharfsinn und schrulligen Eigenheiten war damals ein Highlight. Aber hier? In „Body Number One“ war sie für mich eher merkwürdig seltsam als liebenswert seltsam. Ihre Exzentrik wirkt unberechenbar, fast bizarr. Hätte ich „Body Number One“ als erstes Buch mit ihr gelesen, wäre Connie niemand, den ich mag und ich bin froh, dass ich „The Institution“ vorher kannte. Umso schader wäre es, wenn Leser unwissend zuerst zu diesem Buch greifen, weil sie denken, dass es ein Stand Alone ist. Auch Connies Partner Brodie ging total unter und das was man mitbekam, erschien mir so, als würde mir tatsächlich Kontext fehlen.

Der Fall selbst ist stark, düster und clever aufgebaut. Sobald man in der Geschichte drin ist, ist der Fall wirklich hervorragend. Die spannenden Perspektivwechsel, gelungene Rückblicke, die sich langsam zusammensetzen und ein finales Puzzle, das richtig Spaß macht… Bis zur Auflösung. Das erste Drittel ist etwas holprig. Ich brauchte diesmal länger, um in die Geschichte hineinzufinden, weil ich den Schreibstil irgendwie als weniger flüssig empfand anfangs. Das gibt sich zum Glück mit der Zeit. Wäre es allerdings mein erstes Buch der Autorin gewesen, hätte ich es vermutlich kritischer beäugt. Das Ende ist wohl Geschmackssache und wird sicherlich seine Fans haben, aber ich gehöre leider nicht dazu. Es ist zwar schlüssig, aber für mich persönlich unbefriedigend. Ich hätte mir eine andere Art Auflösung gewünscht.

Alles in allem ist „Body Number One“ spannend und intensiv, zumindest sobald der Motor einmal warm gelaufen ist. Die Autorin verwebt die Perspektiven der Ermittler, der Betroffenen und Rückblenden aus der Vergangenheit zu einem starken Thriller, jedoch mit einer eher schwer zugänglichen Connie Woolwine und einem Ende, das nicht jeden glücklich macht.

Ich freue mich weiterhin über jedes Buch von Helen Fields  und ich hoffe sehr, dass wir irgendwann auch Band 1 der Connie Woolwine Reihe in deutscher Übersetzung bekommen. Leider war dieser Teil für mich deutlich schwächer im Gesamten, auch wenn ich einige Aspekte gerne mochte.

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