[Rezension] Ruth Ware – The Woman in Suite 11

„Lo Blacklock wagt einen Neuanfang: Obwohl die traumatischen Erlebnisse auf dem Kreuzfahrtschiff vor vielen Jahren sie noch immer begleiten, ist die Einladung zur Neueröffnung eines Luxushotels in der Schweiz ihre Chance endlich ins Berufsleben als Reisejournalistin zurückzukehren.

Das Hotel am Ufer des Genfer Sees ist traumhaft und Lo hofft, dort ein Interview mit dem exzentrischen Hotelbesitzer Marcus Leidmann ergattern zu können. Als sie eines Nachts überraschend in sein Hotelzimmer eingeladen wird, ist Lo zwar skeptisch – doch ihre Neugier ist stärker.

Umso überraschter ist sie, als sie von einer unbekannten Frau empfangen wird, die behauptet, Marcus‘ Geliebte zu sein und sich in Lebensgefahr zu befinden. Es beginnt ein tödliches Katz und Maus-Spiel …“

Autorin: Ruth Ware
Titel: The Woman in Suite 11
Reihe: Lo Blacklock #2
Übersetzung: Susanne Goga-Klinkenberg
Genre: Thriller
Seitenzahl: 416
Erscheinungsdatum: 29. Dezember 2025
Verlag: dtv
Preis: 17,00€ (Klappbroschur); 12,99€ (E-Book)

Reihenfolge:

  1. The Woman in Cabin 10
  2. The Woman in Suite 11

Meine Meinung:

Laura „Lo“ Blacklock ist zurück. Jahre nach den Ereignissen aus „The Woman in Cabin 10“ findet sie sich erneut in einer Situation wieder, die eine immense Gefahr für sie birgt. Dieses Mal führt sie ihr Weg in ein luxuriöses Hotel in der Schweiz, wohin sie im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit eingeladen wurde. Doch zwischen exklusivem Ambiente, mächtigen Persönlichkeiten und einer Atmosphäre voller unterschwelliger Bedrohung gerät Lo erneut in ein Geflecht aus Geheimnissen, Halbwahrheiten und gefährlichen Zufällen. Was zunächst wie ein klar umrissener Auftrag wirkt, entwickelt sich rasch zu einer Situation, in der Lo Entscheidungen treffen muss, die sie immer tiefer in ein undurchsichtiges Spiel ziehen. Die Frage ist nicht nur, wem sie trauen kann, sondern auch, ob sie sich selbst noch trauen sollte.

Ruth Ware gehört für mich zu den Autorinnen, deren Bücher man einfach „wegsnackt“. Ihr Stil ist flüssig, sehr zugänglich und darauf ausgelegt, Spannung zu erzeugen. Kapitelenden, die zum Weiterlesen zwingen, sind bei ihr eher Regel als Ausnahme. Logisch wasserdicht sind ihre Geschichten nicht immer, manche Plots sind durchaus etwas wild konstruiert, andere wiederum erstaunlich stimmig. Trotzdem greife ich immer wieder gern zu ihren Büchern, weil sie zuverlässig unterhalten und ein hohes Tempo haben.

„The Woman in Suite 11“ knüpft klar an „The Woman in Cabin 10“ an. Einerseits gibt es Rückbezüge, Erinnerungsfetzen und Hinweise auf das, was Lo damals erlebt hat. Andererseits war mir diese Rückschau nicht detailliert genug. Ich hätte mir deutlich mehr Einordnung und Auffrischung der damaligen Geschehnisse gewünscht. Gerade weil zwischen beiden Büchern viele Jahre liegen, fehlten mir bis zum Ende einige Puzzleteile. So sehr sogar, dass ich nach dem Lesen noch einmal nachgeschlagen habe, wie der erste Band genau ausgegangen ist. Für Neueinsteiger ist das Buch zwar grundsätzlich lesbar, aber der emotionale und inhaltliche Mehrwert entsteht eindeutig nur, wenn man den Vorgänger noch präsent im Kopf hat.

Die Geschichte wird fast vollständig aus der Ich-Perspektive von Laura, genannt Lo, erzählt. Wir sind also permanent in ihrem Kopf, mit all ihren Gedanken, Zweifeln und Entscheidungen. Nur sehr selten werden kurze Einschübe eingestreut, etwa in Form von Internet-Posts und Zeitungsartikeln. Dieser stringente Fokus sorgt zwar für Nähe zur Hauptfigur, verstärkt aber auch all ihre Schwächen, was in diesem Fall nicht unbedingt ein Vorteil ist.

Mit fortschreitender Handlung kamen bei mir durchaus Erinnerungen an Lo aus dem ersten Band zurück und damit leider auch all das, was sie so unfassbar anstrengend macht. Was im Buch oft als Gutherzigkeit oder Empathie dargestellt wird, ist in Wahrheit eine Mischung aus Naivität und grenzenloser Gutgläubigkeit.

Ihre Entscheidungen sind teilweise so unverständlich, dass sie regelrecht wütend machen. Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand würde diese Geschichte schlicht nicht stattfinden. Dazu kommt, dass Lo als angeblich renommierte Journalistin erstaunlich unvorbereitet, uninformiert und fast schon hilflos wirkt. Von professionellen Skills oder analytischem Denken ist wenig zu spüren. Sie agiert eher wie eine Berufsanfängerin und nicht wie eine erfahrene Reporterin.

Ich mag Ruth Ware nach wie vor sehr gern. Ihr Schreibstil ist spannend, flüssig und sie ist extrem gut darin, den Leser am Ball zu halten. Auch „The Woman in Suite 11“ liest sich schnell und zieht einen mit, allerdings ein wenig auf Kosten der Logik. Die Handlung wirkt stellenweise konstruiert, fast schon zufällig zusammengewürfelt. Damit diese Geschichte funktioniert, müssen extrem viele Rädchen perfekt ineinandergreifen. Mit etwas mehr Verstand auf Seiten der Protagonistin wäre vieles davon schlicht nicht passiert.

Schade finde ich vor allem den großen zeitlichen Abstand zwischen den beiden Büchern und das Gefühl, hier erneut ein sehr ähnliches Szenario serviert zu bekommen. Wie hoch ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch zweimal in seinem Leben in derart abstruse Situationen gerät? Sollte Lo ein drittes Mal in so ein Chaos stolpern, müsste man ernsthaft an ihrem Urteilsvermögen zweifeln.

Ich hoffe sehr, dass Ruth Ware sich künftig wieder neuen Figuren und frischen Ideen widmet. Auf ihre kommenden Bücher freue ich mich, aber bitte nicht noch einmal mit Lo.

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