[Rezension] Nicola Sanders – Don‘t Let Her Stay

„Anfangs war ich noch aufgeregt, als Richard seine Tochter Chloe aus erster Ehe abholte und zu uns brachte. Ich stellte mir vor, wie sie mit ihrer kleinen Schwester Evie spielte, wir zusammen Kuchen backten und uns über ihre Freunde und die Uni austauschten. Endlich hätte ich meine perfekte Bilderbuchfamilie. Endlich wären wir komplett.

Nun, sagen wir, es kommt nicht immer so, wie man es sich wünscht.

Wann immer wir allein sind, macht Chloe deutlich, dass sie mich hasst. Aber vor ihrem Vater mimt sie den perfekten kleinen Engel. Richard sagt, ich gäbe ihr keine Chance, aber er sieht nicht, was ich sehe. Ich traue Chloe nicht, und ich werde sie bestimmt nicht mit Evie allein lassen.

Denn ich weiß, dass mit Chloe etwas nicht stimmt, und ich werde alles tun, um meine Familie zu schützen.

Bevor es zu spät ist…“

Autorin: Nicola Sanders
Titel: Don‘t Let Her Stay
Übersetzung:  Wolfgang Thon
Genre: Thriller
Seitenzahl: 320
Erscheinungsdatum: 25. Februar 2025
Verlag: HarperCollins
Preis: 17,00€ (Paperback); 14,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Joanne führt ein scheinbar perfektes Leben mit ihrem liebevollen Ehemann Richard und Baby Evie in einem stilvollen Zuhause auf dem Land. Doch das Gleichgewicht kippt, als Richards entfremdete Tochter Chloe plötzlich bei ihnen einzieht. Anfangs euphorisch wegen des Familienzuwachses, wird Joanne schnell misstrauisch. Das Haus, in dem einst Geborgenheit herrschte, fühlt sich mehr und mehr wie eine Falle an. Chloe macht klar, dass sie nichts von ihrer Stiefmutter hält und lässt keine Chance aus, Joanne vor Richard dumm dastehen zu lassen. Dann entdeckt Joanne düstere Hinweise aus Chloes Vergangenheit und ein Familiengeheimnis, das alles in ein neues Licht rückt. Offenbar hat sich Joanne eine unberechenbare Gefahr ins Haus geholt…

Im Mittelpunkt steht Joanne, unsere Hauptfigur und Ich-Erzählerin. Als frischgebackene Mutter steckt sie in einer emotional aufgeladenen Situation, die durch Chloes Ankunft immer bedrohlicher wird. Ihr Ehemann Richard, beruflich erfolgreich, wirkt emotional oft abwesend und schenkt Joannes Sorgen wenig Glauben, was die Spannungen zwischen den beiden verstärkt. Eine besondere Rolle spielt Chloe, Richards Tochter aus erster Ehe. Sie bleibt lange undurchsichtig, mal wirkt sie charmant und hilfsbereit, dann wieder manipulativ und kalt. Genau dieses Wechselspiel macht sie zu einer Figur, die den Spannungsbogen immer weiter zuspitzt und Joanne zunehmend an den Rand der Verzweiflung bringt.

Das Buch ist hauptsächlich aus Joannes Ich-Perspektive erzählt, wodurch man direkt in ihren Kopf eintaucht und ihre Ängste hautnah miterlebt. Ab und zu gibt es auch kurze Abschnitte aus Chloes Sicht, die noch mehr Misstrauen und Spannung in die Handlung bringen. Die Geschichte verläuft chronologisch, ohne große Zeitsprünge, was das Lesen angenehm geradlinig macht. Besonders die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann – es hat diesen klassischen „Nur noch eins!“-Effekt.

Das Buch liest sich unglaublich leichtgängig, mit kurzen, verständlichen Sätzen, die das Tempo hochhalten. Ein absoluter Pageturner vom ersten bis zum letzten Kapitel. Die Wendungsvielfalt ist beeindruckend – permanent denkt man, man weiß, worauf es hinausläuft, nur damit es am Ende dann doch nochmal anders kommt.

Die Charaktere an sich fand ich zum Teil extrem anstrengend. Keiner war sympathisch, sie haben mich sogar mitunter richtig wütend gemacht. Das Verhalten wirkte oft unrealistisch, naiv oder nicht nachvollziehbar, aber genau das machte die Geschichte so fesselnd. Wieder mal eine perfekte Geschichte, um sich permanent zu fragen: „Was zur Hölle machen die da bloß?“ Den Versuch irgendeine Ahnung zu entwickeln, konnte man mit jeder neuen Wendung über Bord werfen.

In der Summe ist „Don’t Let Her Stay“ ein spannendes Buch, vielleicht hin und wieder etwas chaotisch. Es hat einen fesselnder Plot, der beim Lesen mitreißt und Figuren, die einen vor Frust schreien lassen. Wer etwas Leichtfüßiges, aber trotzdem unglaublich Spannendes sucht, dazu mit ungemütlichen Figuren, über die man sich genauso aufregen wie begeistern kann, der ist bei „Don’t Let Her Stay“ genau richtig.

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