[Rezension] Michael Bennett – 6 Tote

„Als Polizistin in Auckland und getrennt lebende Mutter einer Teenie-Tochter, hat Hana Westerman sich angewöhnt, stets nach vorn zu blicken. Doch ihr schwierigster Fall hat gerade erst begonnen: Ein mysteriöser Tippgeber weist ihr den Weg zu einem Toten, aufgehängt in einem geheimen Raum. Zu diesem Zeitpunkt ahnt Hana noch nicht, dass sie es mit dem ersten Serienkiller in der Geschichte Neuseelands zu tun hat. Doch warum hat der Täter ausgerechnet sie auf seine Fährte gelockt? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, muss Hana sich ihrer Vergangenheit stellen – und damit dem dunkelsten Kapitel ihrer Vergangenheit …“

Autor: Michael Bennett
Titel: 6 Tote
Übersetzung: Frank Dabrock, Martin Ruf
Genre: Thriller
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 12. Juli 2023
Verlag: Heyne
Preis: 15,00€ (Paperback); 9,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Detective Hana Westermanns von der Polizei Auckland bekommt anonyme Videos zugeschickt, die sie zu Tatorten lenken. Schnell wird klar, die Taten sind mehr als nur kaltblütige Verbrechen, sie tragen rituelle Züge und verweisen auf die Mythologie und Kultur der Māori. Während die Öffentlichkeit in Angst lebt, muss Hana nicht nur die Spuren des Täters deuten, sondern sich auch mit ihrer eigenen Herkunft auseinandersetzen. Denn als Māori, die sich für eine Karriere bei der Polizei entschieden hat, steht sie oft zwischen zwei Welten – dem Stolz ihrer Kultur und den Vorurteilen beider Seiten. Der Fall entwickelt sich zu einem Kampf gegen die Zeit und gegen die Schatten ihrer eigenen Vergangenheit.

Michael Bennett ist in Neuseeland kein Unbekannter, allerdings nicht in der Literaturszene. Er hat sich als Drehbuchautor und Regisseur einen Namen gemacht, unter anderem mit preisgekrönten Film- und TV-Projekten. „Sechs Tote“ ist sein Romandebüt und Auftakt einer Reihe um Ermittlerin Hana Westerman, von der auch schon der zweite Teil bei uns erschienen ist.

Der Thriller wird überwiegend aus Hanas Perspektive erzählt, wodurch die Lesenden Einblick in ihre Gedankenwelt und inneren Konflikte erhalten. Bennett arbeitet mit vielen erklärenden Passagen und ausführlichen Hintergrundinformationen, sowohl zu Hanas Lebensgeschichte als auch zur Māori-Kultur. Dadurch entsteht ein sehr detailreicher Text, der jedoch den Spannungsbogen nur bedingt trägt. Wie sagt man so schön – Show, don‘t tell. Es war einfach ein wenig sperrig zu lesen.

Im Mittelpunkt steht wie bereits erwähnt klar Hana Westerman. Tochter einer Māori-Familie, alleinerziehende Mutter, erfahrene Polizistin und eine Frau, die zwischen Loyalität, Pflichtbewusstsein und ihrer kulturellen Identität hin- und hergerissen ist. Ihre Herkunft sorgt für Spannungen. Weder bei der Polizei noch innerhalb der eigenen Community stößt sie ausschließlich auf Akzeptanz. Hanas Charakter  Figur bietet enormes erzählerisches Potenzial und hätte mit ihrer komplexen Backstory das Herzstück des Romans werden können. Leider bleiben viele dieser Ansätze unausgeschöpft.

So vielversprechend Cover, Schauplatz und Grundidee klangen, leider konnte mich „Sechs Tote“ nicht überzeugen. Der Schreibstil wirkte für mich zu stark vom Drehbuchschreiben geprägt. Zu stark erklärend statt atmosphärisch, was dem Ganzen die Spannung genommen hat. Die Mordserie wurde eher abgearbeitet, als dass sie eine dichte Thriller-Dynamik entfaltet hätte. Zudem lag der Fokus zu schnell und zu deutlich auf dem Täter, wodurch die Handlung für mich früh durchschaubar wurde und der Nervenkitzel weitgehend verloren ging. Obwohl die Charaktere, insbesondere Hana, enormes Potenzial hatten, blieb die Geschichte für mich blass und ohne den packenden Sog, den ich mir von einem Thriller erwarte. Schade, gerade weil der Schauplatz Neuseeland und der Einbezug der Māori-Kultur ein echter Pluspunkt gewesen wären.

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