[Rezension] Romy Hausmann – Himmelerdenblau

„Seit dem 7. September 2003 ist Julie Novak verschwunden. Die Familie ist daran zerbrochen. Nur ihr Vater Theo hört nicht auf, nach ihr zu suchen. Als sich Julies Verschwinden zum zwanzigsten Mal jährt, nimmt die Podcasterin Liv Kontakt zu Theo auf. Sie sei auf eine neue Spur gestoßen. Doch wenn er die Wahrheit erfahren will, muss er sich beeilen, bevor seine fortschreitende Demenz alles mit Dunkelheit überzieht. Wer zum Teufel hat ihm seine Tochter genommen? Warum hat Julies Ex-Freund Daniel das Schlafzimmer seiner verstorbenen Mutter so sorgfältig verschlossen? Und gibt es etwas Grausameres als die Ungewissheit über das Schicksal des eigenen Kindes?“
Autorin: Romy Hausmann
Titel: Himmelerdenblau
Genre: Thriller
Seitenzahl: 464
Erscheinungsdatum: 27. August 2025
Verlag: Penguin
Preis: 18,00€ (Paperback); 14,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Theo Nowak lebt mit einem unvorstellbaren Schmerz. Vor vielen Jahren verschwand seine Tochter Julie spurlos, kurz darauf starb seine Frau. Nun kämpft er auch noch gegen die Demenz, die ihm nach und nach sein Leben und seine Erinnerungen entreißt. Liv, eine Podcasterin, rollt den Fall erneut auf, um Licht in das Dunkel des Verschwindens zu bringen. Auch Daniel, der Ex-Freund der Vermissten, hadert immer noch mit dem Verschwinden von Julie und der darauf folgenden Verdächtigung seiner Person. Kann Das Rätsel um Julie noch gelöst werden, bevor Theo vollends seine Erinnerung verliert?
Nachdem ich bei meinen letzten Versuchen mit „Martha schläft“ und „Perfect Day“ eigentlich beschlossen hatte, dass Romy Hausmann und ich wohl keine Freunde mehr werden, hat mich „Himmelerdenblau“ dann doch wieder gecatcht. Cover und Klappentext haben mich einfach zu neugierig gemacht und ich konnte nicht n dem Buch vorbeigehen. Hausmann bleibt sich tatsächlich treu was den den Schreibstil angeht, wagt aber auch Neues, indem sie mit der Darstellung einer Demenzerkrankung einen sehr unbequemen Weg einschlägt.
Im Zentrum von „Himmelerdenblau“ steht Theo Nowak, ein zutiefst tragischer Charakter, der durch den Verlust seiner Familie und die fortschreitende Demenz gezeichnet ist. Romy Hausmann gelingt es auf erschreckend realistische Weise, die Krankheit in Theos Sprache und Denken einzufangen. Wortfindungsstörungen, sprunghafte Gedanken, ein stetes Wechselspiel zwischen Klarheit und Vergessen… all das macht die Lektüre unbequem, aber gerade deshalb so authentisch.
Neben Theo spielt Liv eine wichtige Rolle. Als Podcasterin ist sie diejenige, die die Vergangenheit neu aufrollt. Ihre Perspektive bringt eine moderne Ebene in die Geschichte und verleiht der Handlung eine zusätzliche Dynamik. Und dann ist da noch Daniel, der Ex-Freund. Im ersten Miment denkt man noch „Ach ein netter Kerl“, doch schnell umweht ihn eine Aura des Unbehagens, die im Laufe der Erzählung nicht weicht und sich immer mehr verdichtet.
Das Buch lebt von seinen Perspektivwechseln. Jede tragende Figur kommt zu Wort, was ein facettenreiches, aber auch herausforderndes Leseerlebnis schafft. Besonders Theos Passagen fordern Geduld und Konzentration, sind aber zugleich literarisch eindrucksvoll umgesetzt. Die Atmosphäre steigert sich mit den Kapiteln. Langsam, fast schleichend baut sich die Spannung auf. Kein atemloser Pageturner, sondern ein Thriller, der mehr wie ein Drama wirkt und sehr intensiv, bedrückend und psychologisch tiefgehend ist.
Himmelerdenblau ist ein vielschichtiger, langsamer Thriller, der zugleich Drama und psychologische Studie ist. Er verlangt den Leserinnen und Lesern einiges ab, belohnt aber mit einer eindringlichen Atmosphäre und Figuren, die noch lange nachhallen. Das Ende war für mich teils vorhersehbar, überraschte dann aber doch noch mit einigen Wendungen. Insgesamt habe ich das Buch sehr gerne gelesen, vor allem wegen der unterschiedlichen Perspektiven und der gekonnten Einbindung des Podcast Themas.
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