[Rezension] Ruth Heald – Die Frau in meinem Haus

„Ohne sie wärst du verloren …
Sie ist die Schulter, an der du weinst, als der Vater deiner Kinder verschwindet.
Sie ist die Person, an die du dich wendest, als er zurückkommt und um Vergebung bettelt.
Sie ist an deiner Seite, als du seine Geheimnisse entdeckst.
Sie hilft, deine Babys in den Schlaf zu wiegen, wenn sie weinen.
Sie ist deine Freundin, als du niemand anderen hast.
Sie ist die Frau in deinem Haus, deren Schritte du sanft den Flur entlanggehen hörst, während du nachts einschläfst und dankbar darüber bist, nicht allein zu sein.
Aber was, wenn du ihretwegen alles verlieren wirst?“
Autorin: Ruth Heald
Titel: Die Frau in meinem Haus
Genre: Thriller
Seitenzahl: 416
Erscheinungsdatum: 01. Juli 2025
Preis: 13,98€ (Paperback); 4,99€ (E-Book), Kindle Unlimited
Meine Meinung:
In „Die Frau in meinem Haus“ dreht sich alles um die hochschwangere Katie, die dringend Unterstützung im Alltag braucht. Als Doula Paula bei ihr einzieht, scheint zunächst alles perfekt. Eine helfende Hand, die sich liebevoll um Haus und kommende Kinder kümmert und Katie entlastet. Doch schon bald beschleicht die werdende Mutter das Gefühl, dass Paula mehr will, als nur zu helfen. Je länger die Fremde im Haus bleibt, desto größer werden die Spannungen. Nicht nur zwischen den beiden Frauen, sondern auch in der bröckelnden Partnerschaft zwischen Katie und Ian. Als schließlich immer mehr unheimliche Dinge geschehen, wird klar – hier ist etwas ganz und gar nicht so, wie es scheint.
Die schwangere Protagonistin Katie steht im Mittelpunkt und ist von Beginn an eine Figur, die sehr emotional und verletzlich gezeichnet wird. Sie schwankt zwischen übergroßem Vertrauen und naiver Gutgläubigkeit, was sie für mich als Leserin gleichzeitig greifbar, aber auch stellenweise unglaublich anstrengend macht. Ihr Partner Ian wirkt dagegen von Anfang an windig und unseriös , was aber relativ spät erst thematisiert wird, was die Dynamik im Haus noch verstärkt.
Doula Paula ist die wohl merkwürdigste Figur im Roman. Sie tritt zunächst sympathisch, hilfsbereit und absolut verlässlich auf. Doch schnell wird klar, dass sich hinter dieser Fassade mehr verbirgt. Dieses ambivalente Spiel zwischen freundlich-zuwendender Präsenz und unterschwellig, bedrohlicher Aura sorgt dafür, dass man als Leserin ständig auf eine Enthüllung wartet, die auch außerdem auch so greifbar.
Der Roman ist überwiegend aus der Sicht der schwangeren Katie erzählt, was dazu beiträgt, dass man als Leserin sehr dicht an ihren Gedanken und Gefühlen ist. Ergänzt wird die Handlung durch eingeschobene Kapitel aus einer unbekannten Perspektive. Diese Abschnitte sind optisch abgesetzt und bringen eine zusätzliche Ebene ins Spiel, die die Spannung anhebt. Allerdings war für mich die Haupthandlung in der Gegenwart wesentlich packender – die Fremd-Kapitel waren interessant, aber kein Highlight.
Die Spannungskurve ist insgesamt solide aufgebaut. Es gibt stetig kleine Andeutungen, die einen weiterlesen lassen. Man merkt sehr früh, dass etwas nicht stimmt, und das Buch lebt stark davon, dass man als Leserin das drohende Unglück quasi kommen sieht.
Ruth Heald schreibt in einem angenehm flüssigen, schnörkellosen Stil. Keine verschachtelten Sätze, keine unnötigen Längen, man kommt sofort rein und kann die Kapitel problemlos in einem Rutsch lesen. Das macht den Roman zu einer echten „Snack-Lektüre“, die sich hervorragend über Kindle Unlimited zwischendurch weglesen lässt. Anspruchsvolle Literatur ist es sicher nicht, aber das will das Buch, glaube ich, auch gar nicht sein.
„Die Frau in meinem Haus“ ist ein unterhaltsamer, spannender Thriller, den man gut und gerne mal zwischendurch lesen kann. Die Figuren sind nicht immer überzeugend, vor allem die Hauptfigur wirkt extrem naiv, was teilweise schon frustrierend ist, aber genau das sorgt auch dafür, dass man die Katastrophe praktisch von Anfang an erahnt und dennoch mit einem gewissen Schaudern verfolgt. Die Wendungen sind nicht völlig überraschend, aber das Buch versteht es trotzdem, die Leserin bei der Stange zu halten.
Für mich war es ein unterhaltsamer, gut geschriebener Thriller-Snack mit einigen Längen und vorhersehbaren Momenten. Nichts, das lange im Gedächtnis bleibt, aber ein kurzweiliges Lesevergnügen.
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