[Rezension] M.W. Craven – Der Gourmet
“Seit sechs Jahren sitzt der charismatische Sterne-Koch Jared Keaton im Gefängnis wegen Mordes an seiner eigenen Tochter. Zwar wurde die Leiche von Elizabeth nie gefunden, doch die hartnäckigen Ermittlungen von DS Washington Poe hatten schließlich zu Keatons Verhaftung und Verurteilung geführt.
Als jetzt in einem Polizeirevier in Cumbria eine junge Frau auftaucht, die behauptet, Elizabeth Keaton zu sein, steht Poes Welt plötzlich auf dem Kopf. Denn eine DNA-Analyse scheint zweifelsfrei zu beweisen, dass die Frau die Wahrheit sagt. Mithilfe der einzigen Person, der er trauen kann – der brillanten, aber sozial unbeholfenen Analytikerin Tilly Bradshaw – sucht Poe nach Antworten: Wie kann jemand gleichzeitig tot und am Leben sein?”
Autor: M.W. Craven
Titel: Der Gourmet
Reihe: Washington Poe & Tilly Bradshaw ermitteln #2
Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
Genre: Kriminalroman
Seitenzahl: 448
Erscheinungsdatum: 03. Februar 2025
Verlag: Droemer TB
Preis: 16,99€ (Paperback); 9,99€ (E-Book)
Reihenfolge:
- Der Zögling (Rezension)
- Der Gourmet
- The Curator – noch nicht übersetzt
- Once in a Red Moon – noch nicht übersetzt
- Der Botaniker
Meine Meinung:
Vor einigen Jahren hat Poe den Sternekoch Jared Keaton ins Gefängnis gebracht für den Mord an seiner Tochter. Von der Leiche fehlt bis heute jede Spur, dennoch war das Gericht von der Schuld Keatons überzeugt – nicht zuletzt dank der schlüssigen Ermittlung von Poe. Doch nun taucht plötzlich eine Frau auf dem Polizeirevier auf und behauptet die “ermordete” Tochter zu sein. Die darauffolgende DNA Analyse bestätigt es und dennoch hat Poe Zweifel. Kann DNA lügen?
“Der Gourmet” ist der zweite Band der Krimireihe um DS Washington Poe und seine Kollegin Tilly. Poe ist langsam etwas aufgetaut und zwischen ihm und Tilly hat sich tatsächlich sowas wie eine Freundschaft entwickelt. Die beiden ergänzen sich wunderbar und Poe hat Tillys Eigenheiten richtig zu schätzen gelernt. Auch das Verhältnis zu seiner Vorgesetzten Flynn hat sich merklich verbessert. Das Buch startet mit einem sehr eindrücklichen, wenn auch echt unappetitlichen Kapitel, das dem Buchtitel gleich mal alle Ehre macht. Ich mochte es sehr, dass es tatsächlich hin und wieder um Essen, gehobene Küche und feine Lebensmittel ging. Das Thema ist mir noch nicht so oft in meinen Büchern begegnet und daher eine schöne Abwechslung. Das erste Kapitel gibt sogleich auch eine Richtung vor, denn offensichtlich bekommt Poe es mal wieder mit schwerwiegenden Problemen zu tun…
Wir bekommen schnell eine Ahnung davon, warum Poe damals überzeugt war, dass der Chefkoch seine eigene Tochter umgebracht hat. Ein sehr charismatischer Mann, der weiß wie man sein Gegenüber um den Finger wickeln kann, der jedoch hinter geschlossenen Küchentüren zum perfiden Choleriker wird. Die Beweise waren erdrückend und so konnte der Chefkoch verurteilt werden, obwohl das ohne gefundene Leiche eigentlich unüblich ist. Poe ist trotz des DNA Tests nicht davon überzeugt, dass er sich vor all den Jahren geirrt haben soll. Chefkoch Keaton bleibt für ihn ein sadistisches Monster und Poe möchte alles daran setzen, das unwiderruflich zu beweisen. Gar nicht so einfach, denn eigentlich spricht die Wissenschaft gegen ihn, sogar Tilly hat sehr an der Problemstellung zu knabbern.
Wie es bei einem klassischen Ermittlerkrimi üblich ist, begleiten wir nun also Poe und Tilly dabei diesen eigentlich unmöglichen Fall zu lösen. Krimis haftet ja oftmals ein etwas verstaubteres Image an. Getreu dem Motto, wem Thriller zu brutal sind, der liest eben die seichteren Krimis. Aber Craven zeigt mit seiner Reihe, dass Krimi überhaupt nicht langsam und öde sein muss. “Der Gourmet” ist weit entfernt von langatmig und blass – ich mochte alles daran. Erfrischende Figuren in einer spannenden Story, die wahnsinnig gut ausgearbeitet wurde und mich bis zum Schluss in Atem gehalten hat. So langsam mausert sich diese Reihe zu einem richtigen Liebling bei mir und ich bin gespannt, wann wir uns auf die zwei übrigen Teile freuen können.

