[Rezension] Emiko Jean – The Return of Ellie Black

„In einer Frühlingsnacht verlässt die 17-jährige Ellie allein eine Highschool-Party in Coldwell, Washington State. Auf dem Weg wird sie plötzlich von hinten angegriffen. Eine Nadel sticht in ihren Arm, und alles wird schwarz …
Zwei Jahre später erhält Detective Chelsey Calhoun einen unfassbaren Anruf: Ellie wurde in den Wäldern von Washington State gefunden – sie ist vollkommen verstört, aber sie lebt. Ellies Entführung war einer von Chelseys ersten Fällen, der ihr so nahe ging, wie kein anderer. Denn auch ihre große Schwester verschwand im Teenageralter. Chelsey stößt auf Parallelen und hofft, mit Ellies Hilfe endlich den Täter zu finden. Für Ellie, für ihre Schwester – und bevor er erneut zuschlägt. Doch Ellie schweigt …“
Autorin: Emiko Jean
Titel: The Return of Ellie Black
Übersetzung: Anne Fröhlich
Genre: Thriller
Seitenzahl: 352
Erscheinungsdatum: 20. August 2025
Verlag: Goldmann
Preis: 16,00€ (Paperback); 4,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Zwei Jahre lang war Ellie Black spurlos verschwunden. Für ihre Familie und Freunde schien jede Hoffnung vergebens, doch plötzlich taucht die junge Frau wieder auf. Verwahrlost, verstört und mit Narben, die nicht nur äußerlich sind, steht sie auf einmal wieder im Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Detective Chelsey Calhoun wird mit dem Fall betraut. Während sie versucht, die Lücken in Ellies Erinnerungen zu füllen, stößt sie auf ein Netz aus Schweigen, Abgründen und Fragen, die mehr verbergen als beantworten. Was ist in den Jahren der Gefangenschaft geschehen? Und warum schweigt Ellie zu vielen entscheidenden Punkten? Zwischen der Suche nach Wahrheit und dem Schutz einer jungen Frau, die kaum wieder ins Leben zurückfindet, hat Detective Calhoun vor allem mit ihrer eigenen Vergangenheit zu kämpfen, denn ihre Schwester ist als Jugendliche ebenfalls verschwunden…
Autorin Emiko Jean ist bisher vor allem als Jugendbuchautorin bekannt. Mit „The Return of Ellie Black“ legt sie nun erstmals einen Thriller für Erwachsene vor und betritt damit ein neues Genre. Man merkt, dass die Autorin die Gedankenwelt von Jugendlichen gut einfangen konnte und hat trotzdem das Gefühl, dass das Buch eindeutig für Erwachsene ist.
Ellie Black ist das Herzstück der Geschichte. Ein Mädchen, das nach langer Zeit in Gefangenschaft zurückkehrt und dessen Auftreten geprägt ist von Schweigen, Verletzlichkeit, aber auch eine leise Stärke vermuten lässt. Sie wirkt zu Beginn fast schemenhaft, doch nach und nach entfaltet sich ein Bild von jemandem, der Grauen überlebt hat und trotzdem nicht bereit ist, sich vollkommen brechen zu lassen.
Daneben haben wir unsere Hauptermittlerin Detective Chelsey Calhoun, die sehr geerdet und reflektiert auftritt. Sie ist nicht die makellose Ermittlerin, sondern jemand, der sich mit persönlichen Schwächen auseinandersetzen muss, während sie versucht, in einem hochsensiblen Fall die richtige Balance zu finden. Im Verlauf der Geschichte wächst man mit ihr, weil man nicht nur ihre Ermittlungen, sondern auch ihre innere Entwicklung mitverfolgt.
Das Buch ist in zwei Erzählebenen strukturiert. Zum einen begleiten wir die Ermittlungen von Detective Calhoun in der Gegenwart, die nüchtern, klar und in erwachsener Sprache erzählt werden. Parallel dazu gibt es Einschübe aus Ellies Sicht, die typografisch hervorgehoben sind und einen unmittelbaren Einblick in ihre Vergangenheit geben. Diese Rückblenden lassen spürbar werden, wie Ellie verschwand, was sie in ihrer Gefangenschaft durchleben musste und wie sie körperlich wie seelisch daran nahezu zerbrach. Gerade dieses Wechselspiel macht die Geschichte sehr intensiv. Die Gegenwartsebene liefert Spannung und Aufklärung, während die Vergangenheitsebene emotionale Wucht zeigt. Die Geschichte wirkte auf den ersten Blick auf mich fast schon etwas merkwürdig, hat sich dann aber zu etwas entfalten, dass vor allem betroffen macht und längerfristig berührt.
Der Einstieg ins Buch ist sofort fesselnd – man ist mitten im Geschehen und möchte unbedingt wissen, wie es zu Ellies Rückkehr kam. Besonders stark ist die Gegenüberstellung der beiden Erzählebenen. Die jugendliche, verletzliche Stimme von Ellie einerseits und die erwachsene, analytische Sicht von Chelsey andererseits. Dadurch entsteht ein Kontrast, der die Geschichte trägt. Zwar wirkte der Aufbau anfangs etwas ungewohnt, doch sobald man sich darauf eingelassen hat, entfaltet sich eine sehr berührende und beklemmende Handlung. „The Return of Ellie Black“ ist nicht nur spannend, sondern bleibt auch emotional im Gedächtnis. Ein Thriller, den man nach dem Zuschlagen nicht so schnell vergisst.
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