[Rezension] Sarah Pearse – Die Wildnis (Elin Warner #3)

Autorin: Sarah Pearse
Titel: Die Wildnis
Reihe: Elin Warner #3
Übersetzung: Thomas Bauer
Genre: Thriller
Seitenzahl: 480
Erscheinungsdatum: 16. Juli 2025
Verlag: Goldmann
Preis: 17,00€ (Paperback); 13,99€ (E-Book)
Reihenfolge:
- Das Sanatorium
- Das Retreat
- Die Wildnis
Meine Meinung:
Detective Elin Warner ist im dritten Teil der Reihe in der ungezähmten Natur Portugals unterwegs und möchte eigentlich nur einen entspannten Urlaub mit ihrem Bruder Isaac verbringen. Während des Trips in dem abgelegenen Nationalpark stößt sie statt Erholung auf ein Rätsel. Kier, eine junge Frau, ist einige Zeit zuvor im Park verschwunden. Ausgerechnet ihr Bruder wurde von einem Freund eingespannt, vor Ort nach Hinweisen zu suchen. Der Fund einer mysteriösen Landkarte, gezeichnet von der Verschwundenen, weckt Elins ermittlerische Instinkte. Gemeinsam mit ihrem Bruder macht sie sich auf die Suche. In einem Camp von Auswanderern, die der Gesellschaft den Rücken gekehrt haben, wird Elin fündig. Die Camper begegnen ihnen argwöhnisch und Elin spürt, dass hier ein großes Geheimnis gehütet wird…
„Die Wildnis“ ist nun schon der dritte Band der Reihe um die Ermittlerin Elin Warner. Sarah Pearse erzählt die Geschichte überwiegend in zwei Zeitebenen. In der Gegenwart, in der Elin und Isaac im Park ermitteln, und die zurückliegenden Ereignisse, die Stück für Stück offenbaren, wie es Kier ergangen ist. Kier ist keine passive Hintergrundfigur, sondern vielmehr eine zweite Hauptfigur und ihr Verschwinden bildet den emotionale Motor der Geschichte. Kiers damalige Erlebnisse und wie sich alles Stück für Stück zuspitzt, das alles hat eine richtige Beklommenheit in mir ausgelöst. Die Ermittlungsarbeit von Elin und das persönliche Schicksal von Kier verweben sich durch die stetigen Perspektivwechsel zu einer dichten und spannenden Geschichte.
Detective Elin Warner hat seit ihrem Debüt in „Das Sanatorium“ eine beachtliche Entwicklung durchlaufen. Aus der unsicheren, vom Kindheitstraumata geprägten Ermittlerin ist in „Das Retreat“ eine Frau geworden, die beginnt, ihrem Instinkt zu vertrauen und Verantwortung zu übernehmen. „Die Wildnis“ zeigt nun eine gereifte Elin am Wendepunkt. Sie wirkt nachdenklich und selbstkritisch, aber innerlich klarer als je zuvor. Sie akzeptiert ihre Verletzlichkeit als Teil ihrer Stärke und agiert strategischer, ohne kopflos ins Risiko zu gehen. Die enge, aber noch fragile Beziehung zu ihrem Bruder Isaac wird im Buch passend aufgegriffen und treibt ihr Handeln maßgeblich an.
Die portugiesische Wildnis bekommt eine eigene Rolle als beklemmend schöne Kulisse, die aber auch schnell zur Bedrohung werden kann. Die Natur ist eben nicht nur Kulisse, sondern Mitspieler, denn sie ist unberechenbar und kann tödlich sein.
Die Verwebung der zwei Zeitebenen funktioniert sehr gut. Rückblenden zu Kiers Verschwinden geben dem Fall Tiefe und lassen die Motive nach und nach klarer werden, während die Gegenwart die Spannung vorantreibt. Der Einstieg ist eher ruhig, doch wer Geduld mitbringt, wird mit einem intensiven, clever verknüpften Finale belohnt. Für mich ist „Die Wildnis“ ein atmosphärisch dichter Thriller, in dem die persönliche Reise der Figuren genauso fesselt wie der Kriminalfall selbst. Kein schnelllebiger Thriller, aber genau deswegen absolut gelungen für mich. Ich habe schon öfter gelesen, dass manche Leser mit der Ermittlerin nicht warm geworden sind und ich könnte mir vorstellen, dass die Entwicklung von Elin Warner den meisten Lesern nun besser gefällt. Für mich der bisher stärkste Band der Reihe. Ich bin etwas traurig, dass es laut Danksagung der Autorin der letzte Teil um Elin sein soll, bin aber gespannt und hoffnungsvoll, dass sie uns anderweitig tolle Geschichten liefern wird.
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