[Rezension] Tríona Walsh – Nachtwald
“Butler Hall, ein düsteres, etwas verfallenes Herrenhaus im Westen Irlands. Nach Monaten ohne Kontakt trifft Lizzie hier wieder auf ihre Familie, um die Hochzeit ihrer Mutter zu feiern. Lizzie hat einiges wiedergutzumachen und ist fest entschlossen, dass dieses Wochenende ein Erfolg wird. Doch bereits das Haus von George, dem neuen Ehemann ihrer Mutter, ist anders als erwartet: Butler Hall liegt mitten in einem dunklen Wald, selbst die Straße dorthin ist so zugewachsen, dass das Haus nur zu Fuß erreicht werden kann. Trotzdem findet noch jemand den Weg durch den Wald – und dieser Gast wird nicht einfach wieder weggehen. Ein albtraumhaftes Wochenende beginnt, während dem ein Geheimnis nach dem anderen ans Licht kommt. Und danach ist nichts mehr so, wie es vorher war.”
Autorin: Tríona Walsh
Titel: Nachtwald
Übersetzung: Birgit Schmitz
Genre: Thriller
Seitenzahl: 384
Erscheinungsdatum: 27. November 2024
Verlag: Fischer Taschenbuch
Preis: 17,00€ (Taschenbuch); 4,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Lizzie ist frisch aus der Entzugsklinik entlassen und wird sogleich von ihrer Mutter und ihrem Bruder eingesammelt, um in das neue Familiendomizil Butler Hall zu fahren – neu, weil während Lizzies Abwesenheit ihre Mutter Claire einfach mal einen neuen Mann kennen gelernt hat und ihn nach sehr kurzer Zeit geheiratet hat. George entpuppt sich als charismatischer Lebemann, der außerdem auch eine Tochter in Lizzies Alter hat. Freya bringt außerdem überraschend ihren ebenso frisch angetrauten Ehemann Hudson mit. Und so treffen nun alle in Butler Hall zum ersten Mal zusammen. Das große Anwesen steht auf einer riesigen Länderei und befindet sich mitten in einem schwer zugänglichen Wald. Eine perfekte Location, um die Familienmitglieder zusammenzuführen und näher kennen zu lernen. Wäre da nicht ein ungebetener Gast, der am ersten Abend unverhofft zu ihnen stößt…
Nachdem ich den ersten Thriller “Schneesturm” (Rezension) von der Autorin sehr gemocht hatte, habe ich voller Vorfreude auf das neue Buch von ihr gewartet. “Schneesturm” hatte mich vor allem mit seiner toll beschriebenen Kulisse begeistern können und auch die vielen Infos zur irischen Kultur und Sprache haben mir gefallen. Auch “Nachtwald” spielt erneut in Irland, dieses Mal lernen wir die Natur jedoch in drückendem Sommerwetter kennen. Auch diese Kulisse im tiefen Wald hatte seinen Charme und hat vor allem wieder dieses Locked Room Feeling aufkommen lassen. Butler Hall zu verlassen, ist ohne Ortkenntnis nahezu unmöglich und setzt einen langen Fußmarsch voraus. Mir hat hier leider ein wenig die “irische Seele” gefehlt, die “Schneesturm” so besonders für mich gemacht hat. Im Grunde war es völlig irrelevant, dass Butler Hall sich in Irland befindet, es hätte auch jeder andere Wald sein können.
Unsere Hauptprotagonistin Lizzie war einige Monate in einer Entzugsklinik wegen ihres Alkoholkonsums. Nun wurde sie trocken entlassen und bringt einiges an Wissen und Hilfen mit, um nie wieder in die Sucht zu verfallen. Dass aber vor allem ihre zwischenmenschlichen Beziehungen unter der Sucht gelitten haben, merkt man deutlich an der Kluft zwischen ihr und ihrer Mutter, auch ihr Bruder Liam verhält sich sehr distanziert. Das Thema fehlendes Vertrauen zieht sich durch das gesamte Buch. Eigentlich gäbe es also genug zwischen diesen Dreien aufzuarbeiten, so dass das Wochenende nicht nur der Familienzusammenkunft dienen soll, sondern eben auch Lizzie mit Mutter und Bruder wieder näher zusammenrücken kann. Lizzie als Hauptfigur war recht gut ausgearbeitet, während alle um sie herum leider etwas blass geblieben sind.
Nachdem das Buch einen recht guten Einstieg hatte und es den ersten großen Knall gab, ist die Spannung leider etwas abgeflacht. Es dauerte eine ganze Weile bis das Tempo wieder angezogen hat und leider ging das allgemein auch mit völlig abstrusen Entscheidungen der Charaktere einher. Es wirkte letztlich dann doch etwas zusammengeschustert und unglaubwürdig, vor allem da ich durch den Klappentext ein wenig etwas anderes erwartet hätte. Für Fans von Familiendramen könnte “Nachtwald” gut geeignet sein, wer hier einen echten Thriller erwartet, könnte eher enttäuscht werden.