[Rezension] Hannah Richell – Das Internat
„Am Tag nach Halloween wird in den Wäldern von Thorncombe ein Mädchen tot aufgefunden – im weißen Kleid, mit einer schwarzen Vogelmaske und rätselhaften Worten, die ihr jemand auf Arme und Beine gekritzelt hat. Handelt es sich um einen Ritualmord? Oder eine Party, die eskaliert ist?
Detective Ben Chase beginnt zu ermitteln, und schon bald kommt ihm der Fall gefährlich nahe: Das Opfer ist eine Schülerin des städtischen Privatinternats, das auch seine Tochter besucht und an dem seine Ex-Frau Vertrauenslehrerin ist. Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr gerät auch die Familie Chase in Gefahr. Befindet sich der Täter innerhalb der Mauern der altehrwürdigen Schule? Eines ist klar: Niemand ist sicher, solange der Killer nicht gefasst wird.“
Autorin: Hannah Richell
Titel: Das Internat
Übersetzung: Sabine Längsfeld
Genre: Thriller
Seitenzahl: 464
Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2025
Verlag: Rowohlt Taschenbuch
Preis: 18,00€ (Taschenbuch); 4,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Am Tag nach Halloween wird im Wald nahe des renommierten Folly View Internats die Leiche einer Schülerin gefunden. Das Mädchen trägt ein weißes Kleid und eine schwarze Maske, auf ihrer Haut sind rätselhafte Zeichen zu sehen. Detective Ben Chase die Ermittlungen. Für ihn ist der Fall heikel, denn seine Noch-Ehefrau arbeitet als Lehrerin am Internat und seine Tochter ist dort selbst Schülerin. Während Ben versucht, professionell zu bleiben, verschwimmen die Grenzen zwischen seiner Rolle als Ermittler und als Vater immer mehr. Die scheinbar harmonische Schulgemeinschaft ist von Rivalitäten, Geheimnissen und unausgesprochenen Spannungen durchzogen. Bald wird klar, dass hinter den Internatsmauern mehr verborgen liegt, als irgendjemand zugeben möchte.
Ich habe bereits Hannah Richells vorheriges Buch „Das Wochenende“ gelesen, welches mir gut in Erinnerung geblieben ist. Kein großes Highlight, aber umso gespannter war ich, ob der der neue Thriller mich noch mehr überzeugen kann. Der Klappentext versprach zumindest eine Mischung aus Spannungsthriller und atmosphärischem Setting.
Durch die Geschichte tragen uns mehrere Charaktere. Detective Ben Chase versucht den Mord an der Schülerin aufzuklären, während er zugleich die Beziehung zu seiner Tochter in den Griff zu bekommen sucht. Seine Noch-Ehefrau Rachel arbeitet am Internat, wodurch die Ermittlungen für beide zunehmend emotional aufgeladen werden. Tochter Ellie ist Teil dieser abgeschotteten Schulgemeinschaft, was die Sorge und die Anspannung noch verstärkt. Die ermordete Schülerin, um die sich alles dreht, lernt man Stück für Stück kennen durch Rückblenden und durch die Geheimnisse, die ans Licht kommen. Jede dieser Figuren trägt ihr eigenes Päckchen, und genau das macht das Zusammenspiel zwischen ihnen so interessant.
Der Aufbau des Buches ist klar und zugleich abwechslungsreich. Die Handlung spielt in der Gegenwart, wechselt aber häufig die Perspektiven, was dem Roman eine schwungvolle Dynamik gibt. Trotz der Vielzahl an Figuren gelingt es der Autorin, jede Figur mit einer eigenen Sprache und Energie auszustatten, sodass man nie den Überblick verliert. Ich fand es sehr angenehm, dass sich die einzelnen Perspektiven gut voneinander unterscheiden und man immer weiß, in wessen Kopf man sich gerade befindet. Ich finde, das hat sie in diesem Buch sogar noch besser hinbekommen als im vorangegangenen Werk.
Das Internat als Handlungsort ist perfekt gewählt. Die abgeschiedene Lage, die nebligen Wälder und die geheimnisvolle Stimmung rund um Halloween. Besonders gelungen fand ich auch den kleinen mystischen Einschlag. Die Legende um „Sally in the Woods“, die in den Gesprächen und Gedanken der Figuren immer wieder anklingt und für eine unterschwellige Anpannung sorgt.
Mir hat „Das Internat“ ausgesprochen gut gefallen. Der Roman ist atmosphärisch dicht und spannend erzählt und schafft es sogar emotionale Tiefe bei den meisten Figuren zu transportieren. Die wechselnden Perspektiven haben mir gut gefallen, weil sie das Geschehen aus vielen Blickwinkeln beleuchten, ohne den Lesefluss zu stören. Die Auflösung kam für mich völlig unerwartet und war dennoch überzeugend und logisch. Eine richtige Überraschung, was mir nicht mehr so oft passiert.
„Das Internat“ ist für mich ein gelungener Thriller, der durch Atmosphäre, kluge Figurenzeichnung und ein packendes Finale überzeugt. Ich hoffe sehr, dass es von der Autorin bald weiteren Nachschub gibt.
