[Rezension] Sarah Bestgen – Safe Space

„Sadisten, Psychopathen, Serienmörder – die forensische Psychologin Anna Salomon weiß um die dunklen Abgründe der menschlichen Natur. Sie gilt als Ausnahmetalent in der Behandlung von Straftätern und ist bekannt dafür, die undurchdringlichsten Fassaden zu durchschauen. Doch niemand ahnt, was sich hinter ihrer eigenen verbirgt. Denn ausgerechnet in den Mauern eines Hochsicherheitsgefängnisses jagt Anna ihrer ganz persönlichen Heilung hinterher. Auf der Suche nach der Wahrheit ist sie bereit, alles zu riskieren. Nur: Sie ist nicht die Einzige, die ein gefährliches Spiel spielt. Jemand spielt mit – der Einsatz ist Annas Leben …“

Autorin: Sarah Bestgen
Titel: Safe Space
Genre: Thriller
Seitenzahl: 400
Erscheinungsdatum: 28. November 2025
Verlag: Lübbe
Preis: 17,00€ (Paperback); 12,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Anna tritt ihren neuen Job als forensische Psychologin in einer Justizvollzugsanstalt an. Hinter Mauern, Türen und Sicherheitsstufen soll sie analysieren, therapieren und Straftäter resozialisieren. Doch schnell wird deutlich, dass in dieser Einrichtung vieles nicht zusammenpasst, denn es gibt widersprüchliche Aussagen, seltsame Vorfälle und eine unangenehme Atmosphäre, die mehr Druck als Sicherheit ausstrahlt. Anna verliert zunehmend die Kontrolle, und eigentlich verfolgt sie ihre ganz eigenen Pläne im Gefängnis…

Erzählt wird die Story auf mehreren Ebenen. Wir folgen Anna in der Gegenwart, die klar den größten Teil der Geschichte trägt. Ergänzt wird das durch zurückliegende Tagebucheinträge einer zweiten weiblichen Person, die emotional, intim und zunehmend beunruhigend wirken. Parallel dazu begleitet man Leon in einem Handlungsstrang der Vergangenheit, der wiederum Rückblenden in seine eigene frühere Vergangenheit enthält, eine Art Vergangenheit in der Vergangenheit.

Trotz dieser verschachtelten Struktur bleibt die Orientierung leicht. Annas Perspektive ist das stabile Zentrum, während die anderen beiden Stränge Stück für Stück das Gesamtbild erweitern und verdichten.

Anna, die zentrale Figur des Romans, wirkt anfangs vor allem professionell, intelligent und scheint einen psychologisch geschulten Blick zu haben, zumindest theoretisch. In der Praxis jedoch rutscht sie schnell mal aus der Rolle und ist emotionaler und impulsiver, als sie sich selbst eingestehen will. Diese Spannung zwischen Selbstbild und tatsächlichem Verhalten macht sie interessant, aber auch manchmal schwer nachvollziehbar. Daneben haben wir die zweite, zunächst anonym bleibende Stimme in den Tagebucheinträgen. Ihre Perspektive bringt Unruhe und zusätzliche Dynamik hinein, ohne zu viel zu früh preiszugeben. Außerdem haben wir Leon, dessen Perspektive ebenfalls in der Vergangenheit angesiedelt ist. Seine Kapitel geben Hintergrundinformationen zu den Tagebucheinträgen, die erst später wirklich greifbar werden. Dazu kommen Einblicke in seine persönliche Vergangnheit, die eine schwierige Kindheit offenbaren und die das Gesamtbild abrunden.

Das Setting war für mich das absolute Highlight. Ich liebe Thriller, die im Gefängnis spielen. Diese spezielle Mischung aus Enge, Kontrolle, Bedrohung und Routine hat eine ganz eigene Wirkung. Genau das fängt die Autorin sehr gut ein. Man spürt, wie belastend der Alltag im Vollzug sein kann und was es psychisch bedeutet, dort zu arbeiten. Es wurden genug fachliche Themen eingewebt, um authentisch zu wirken, aber nicht zu trocken. Die Balance zwischen Spannung und Einblick in psychische Mechanismen ist gut gelungen.

Die Hauptfigur war für mich das größte Fragezeichen. Anna soll fachlich reflektiert und neutral sein, trifft aber mehrfach Entscheidungen, die emotional und impulsiv wirken. Für mich passten Beruf und Verhalten nicht immer zusammen. Der große Twist am Ende war sehr klassisch aufgebaut. Das Buch arbeitet deutlich darauf hin, der Spielraum für Überraschungen ist storygemäß begrenzt und der „der Bösewicht erklärt nochmal alles Moment“ wirkte ein bisschen wie aus einem typischen Thrillerfilm. Absolut funktional, aber eben wenig überraschend.

„Safe Space“ ist ein atmosphärisch dichter, solide erzählter Psychothriller mit starkem Setting, guten Spannungsmomenten und einem cleveren Spiel mit mehreren Erzählebenen. Nicht ganz so überzeugend wie das exzellente Debüt der Autorin, aber definitiv ein guter und unterhaltsamer Thriller, den ich gern gelesen habe. Ich werde auch das nächste Buch von Sarah Bestgen wieder gerne lesen, denn ihr Stil und ihre Themen treffen voll meinem Geschmack.

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