[Rezension] Sabine Weiß – Die Chemie des Verbrechens – Die Fährte


„DNA-Spuren sind eindeutige Beweise. Oder doch nicht?

Jedes Mal, wenn das Telefon klingelt, hofft May auf einen Klienten. Sie hat sich vor Kurzem als Strafverteidigerin selbstständig gemacht, doch bisher ist es ihr nur gelungen, kleinere Mandate zu erringen. Da geht der Fall des Unternehmers Rickleffs durch die Medien: Er hat für eine Werbeaktion sein Genom in eine Herkunftsdatenbank eingespeist; nun wird ihm vorgeworfen, vor Jahren ein Mädchen ermordet zu haben. Keiner stellt den DNA-Abgleich infrage. May aber weiß aus ihrer Erfahrung als ausgebildete DNA-Forensikerin: DNA-Spuren gelten zwar als Goldstandard, sind aber keineswegs so eindeutig, wie alle meinen. Und wenn Rickleffs nicht der Täter ist – wer dann? Gemeinsam mit dem Privatdetektiv Tarek beginnt May zu ermitteln …“

Autorin: Sabine Weiß
Titel: Die Chemie des Verbrechens – Die Fährte
Reihe: May Barven #1
Genre: Kriminalroman
Seitenzahl: 448
Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2025
Verlag: Lübbe
Preis: 16,00€ (Paperback); 9,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

In „Die Chemie des Verbrechens – Die Fährte“ widmen wir uns einem Kriminalfall, der weit mehr ist als eine klassische Ermittlungsarbeit. Im Mittelpunkt steht eine rätselhafter Cold Case, bei dem Spuren, DNA und juristische Feinheiten eine entscheidende Rolle spielen. Dr. May Barven, Anwältin und gleichzeitig erfahrene DNA-Forensikerin, wird mit einem Fall konfrontiert, der sie nicht nur fachlich, sondern auch persönlich herausfordert. Gemeinsam mit dem Privatermittler Tarek folgt sie einer Spur, die immer wieder neue Fragen aufwirft und deren Ursprung tiefer in der Vergangenheit liegt, als es zunächst den Anschein hat. Und offensichtlich möchte jemand nicht, dass die Wahrheit heraus kommt…

Sabine Weiss ist keine Unbekannte im Bereich spannender Unterhaltung, auch wenn ich noch kein Buch von ihr gelesen habe. Sie hat bereits zahlreiche Romane veröffentlicht, darunter mehrere Kriminalromane, aber auch andere Genres wie historische Romane gehören zu ihrem Repertoire. Mit „Die Chemie des Verbrechens – Die Fährte“ schlägt sie nun nochmals eine etwas andere Richtung ein, denn dieser ist nicht nur ein spannender Krimi mit starkem Fokus auf DNA-Forensik, sondern auch als Auftakt einer neuen Reihe konzipiert.

Im Zentrum steht die facettenreiche Dr. May Barven, die eine spannende Mischung aus Anwältin und DNA-Forensikerin ist. Diese doppelte Expertise hebt sie deutlich von klassischen Ermittlerfiguren ab und sorgt für einen besonders interessanten Blick auf die Ermittlungen. An ihrer Seite steht der Privatermittler Tarek. Anfangs begegnen sich die beiden eher mit Skepsis und Zurückhaltung, doch nach und nach wächst das Vertrauen, und aus vorsichtiger Zusammenarbeit wird ein echtes Team. Gerade dieses langsame Annähern macht die Dynamik zwischen den Figuren sehr glaubwürdig.

Der Roman ist klar strukturiert und hat zwei Erzählebenen. Zum einen begleiten wir May und Tarek in der Gegenwart bei ihren aktuellen Ermittlungen. Parallel dazu gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit, die nach und nach wichtige Puzzleteile liefern. Diese zeitlichen Wechsel sorgen dafür, dass sich das Gesamtbild erst langsam zusammensetzt und man auch als Leserin erst Stück für Stück erkennt, wie alles miteinander verwoben ist.

Ich bin ja generell ein großer Fan von Krimis und Thrillern mit medizinischem Bezug, und die Kombination aus Forensik, DNA-Analyse und Juristerei hat mich hier sofort begeistert. Genau diese Kombi trägt das Buch für mich auch über kleinere Längen hinweg. Die forensischen Aspekte sind verständlich, nicht zu technisch und sehr gut in die Handlung eingebettet, sodass man auch als Laie problemlos folgen kann.

Allerdings muss ich auch ehrlich sagen, dass der Einstieg in die Geschichte für mich etwas behäbig war. Als klassischer Kriminalroman kommt das Buch naturgemäß ruhiger daher als ein Thriller, aber für meinen Geschmack hätte es gerne etwas schneller Fahrt aufnehmen dürfen. Zudem hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass sich die Handlung ein paar Extraschleifen gönnt. Immer dann, wenn man denkt, jetzt ist alles geklärt, öffnet sich wieder eine neue Frage oder ein weiterer Nebenstrang. Dadurch wirkte das Buch stellenweise minimal zu lang.

Was mir dafür umso besser gefallen hat, war die Figurenzeichnung, vor allem von May Barven. Wir erleben sie nicht nur in ihrer fachlichen Rolle als Anwältin und Forensikerin, sondern bekommen auch ihr Privatleben mit und genau dieser Spagat zwischen Beruf und persönlichen Herausforderungen ist alles andere als einfach. Auch Tarek bekommt durch seinen eigenen kleinen Nebenfall zusätzliche Tiefe. Besonders authentisch fand ich die Entwicklung zwischen den beiden.

Unterm Strich hat mich „Die Chemie des Verbrechens“ vor allem durch sein spannendes Thema und die ungewöhnliche Hauptfigur überzeugt. Trotz kleiner Längen bin ich sehr neugierig auf die nächsten Fälle, denn hier steckt definitiv noch viel Potenzial.

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