[Rezension] M.W. Craven – Der Kurator (Washington Poe & Tilly Bradshaw #3)

„Überall in Cumbria hinterlässt ein Serienkiller »Weihnachtsgeschenke« für die Polizei: abgetrennte Finger und dazu die Nachricht »#BSC6«.
DS Washington Poe und die Analystin Tilly Bradshaw stehen vor einem Fall, der einfach keinen Sinn ergibt. Ihr einziger Verdächtiger leugnet hartnäckig, was sie zweifelsfrei beweisen können – gibt dafür aber Dinge zu, von denen die Polizei noch gar nichts wusste. Und warum haben die Opfer, die scheinbar nicht das Geringste miteinander zu tun hatten, alle vor drei Jahren dieselben zwei Wochen Urlaub genommen?
Als sich eine in Ungnade gefallene FBI-Agentin bei Washington Poe meldet, nimmt der Fall eine düstere Wendung. Denn sie ist überzeugt, dass der Täter keineswegs ein Serienkiller ist. Sondern jemand sehr viel Gefährlicheres …“
Autor: M.W. Craven
Titel: Der Kurator
Reihe: Washington Poe & Tilly Bradshaw ermitteln #3
Übersetzung: Marie-Luise Bezzenberger
Genre: Kriminalroman
Seitenzahl: 464
Erscheinungsdatum: 03. November 2025
Verlag: Droemer TB
Preis: 16,99€ (Paperback); 9,99€ (E-Book)
Reihenfolge:
- Der Zögling (Rezension)
- Der Gourmet (Rezension)
- Der Kurator
- Die Witwe (erscheint am 02. Februar 2026)
- Der Botaniker
Meine Meinung:
In „Der Kurator“ zieht ein äußerst perfider Täter durch die winterliche Landschaft Cumbrias. Er hinterlässt makabere Geschenke in Form von abgetrennten Fingern und dazu die rätselhafte Botschaft #BSC6. Washington Poe und Tilly Bradshaw werden vom SCAS Team hinzugezogen, können aber auf den ersten Blick kein Muster erkennen. Die Opfer scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr offenbart sich ein übergeordneter Sinn…
Die besondere Stärke neben all den anderen positiven Dingen dieser Reihe, liegt für mich weiterhin in ihren Figuren. Washington Poe bleibt der unkonventionelle Ermittler, dessen intuitive und oft eigensinnige Denkweise schon mehr als einmal die entscheidende Spur geliefert hat. Er wirkt kantig, manchmal mürrisch, aber immer unglaublich fokussiert. Gleichzeitig öffnet Craven langsam immer mehr Einblicke in seine Persönlichkeit, seine Einsamkeit und seine moralischen Konflikte. Über drei Bände hinweg merkt man deutlich, wie Poe nicht nur wächst, sondern auch weicher, menschlicher wird, nicht zuletzt dank seiner Ermittlungspartnerin Tilly.
Tilly Bradshaw ist wie gewohnt das brillante Herz der Reihe. Mit ihrem messerscharfen Verstand, ihrem liebenswert direkten Wesen und ihrer sozialen Ungelenkigkeit ist sie längst viel mehr als nur die Analystin im Hintergrund. In „Der Kurator“ zeigt sie erneut, dass sie sowohl emotional als auch beruflich über sich hinauswächst. Ihre Beziehung zu Poe, für mich anfangs etwas merkwürdig, ist für mich nun einer der größten Pluspunkte der Reihe.
Auch DI Stephanie Flynn und das übrige Team leisten wichtige Beiträge. Ihre Dynamik wirkt eingespielt, authentisch und bietet immer wieder kleine menschliche Momente, die den oft düsteren Plot wunderbar erden.
Craven bleibt seinem bewährten Stil treu und erzählt hauptsächlich aus der Sicht von Poe, aber durchbrochen von Opferperspektiven, was den Spannungsbogen enorm verstärkt. Die Kapitelstruktur ist gut pointiert und sehr dynamisch und regt zum Weiterlesen an. Es gibt keinen Leerlauf, keine unnötigen Nebenhandlungenumd gefühlt jede Szene trägt etwas zum großen Ganzen bei. Cravens Beschreibung von Cumbria ist wieder einmal grandios. Rau, düster, nass, einsam. Die Landschaft fängt mich immer wieder auf neue ein.
Was mir besonders gut gefallen hat, war ein Moment etwa ab der Hälfte, in dem Craven eine entscheidende neue Information einbaut. Kein klassischer Twist, nichts Überzogenes, sondern eine überraschende, vollkommen unerwartete Enthüllung, die dem gesamten Fall eine neue Richtung gibt. Diese Art von punktgenauer Überraschung ist so typisch für Craven und wie immer klug, stimmig und absolut wirkungsvoll.
Ich kann es nicht anders sagen, auch „Der Kurator“ konnte mich wieder absolut begeistern. Diese Reihe fesselt mich von Band zu Band aufs Neue. Die Fälle sind unfassbar gut konstruiert, intelligent, logisch und dabei nie überladen mit unnötigen Twists. Craven schafft es jedes Mal, Spannung pur mit einer emotionalen Tiefe zu kombinieren, die vielen Thrillern oftmals fehlt, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ich liebe die Dynamik zwischen Poe und Tilly, diese Mischung aus Humor, Eigenheiten und echter Verbundenheit. Die Fälle sind ausgeklügelt, atmosphärisch und durchweg spannend. Und trotz der relativ hohen Seitenzahl fliegt man einfach durch, weil keine Seite langweilig ist. Für mich zählt die Reihe mittlerweile zu den besten Ermittler Serien, die es aktuell gibt und ich freue mich schon riesig darauf, dass im Februar der nächste Teil erscheint.
Kann man Der Kurator ohne die vorherigen Bände lesen? Theoretisch, ja. Der Fall ist in sich abgeschlossen, sodass man der Handlung problemlos folgen kann. Aber, die besondere Magie dieser Reihe entsteht durch die Entwicklung der Figuren, die kleinen Anspielungen auf frühere Ereignisse und die stetig wachsende Beziehung zwischen Poe und Tilly. Wer direkt mit Band 3 einsteigt, verpasst einige der stärksten emotionalen Momente. Ich empfehle daher ganz klar, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
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