[Rezension] Jessie Garcia – The Business Trip

“Stephanie und Jasmine haben nichts und doch alles gemeinsam. Die beiden Frauen kennen einander nicht, aber befinden sich im selben Flugzeug – die erfolgreiche Stephanie auf einer Geschäftsreise und die mittellose Jasmine auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Freund. Dann verschwinden sie spurlos. Einige Tage später schreiben sie ihren Freunden die exakt gleiche SMS über denselben Mann. Und plötzlich werden ihre Nachrichten immer verstörender …”

Autorin: Jessie Garcia
Titel: The Business Trip
Übersetzung: Wolfgang Thon
Genre: Thriller
Seitenzahl: 384
Erscheinungsdatum: 16. Oktober 2025
Verlag: dtv
Preis: 17€ (Taschenbuch); 4,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Zwei Frauen, deren Leben auf den ersten Blick kaum Gemeinsamkeiten haben. Stephanie, Nachrichtenchefin bei einem TV Sender und Vielfliegerin auf Geschäftsreisen und Jasmine, erschöpft vom Leben, mit wenig Geld, von einem gewalttätigen Mann gezeichnet, und bereit, alles hinter sich zu lassen. In einem Flugzeug kreuzen sich ihre Wege scheinbar zufällig. Kurz darauf sind beide spurlos verschwunden. Ihre Freunde und Arbeitskollegen erhalten Nachrichten, kurioserweiser beschreiben beide Frauen den selben Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt haben. Die Nachrichten wirken zuerst harmlos, doch dann zunehmend beunruhigend…

Das Buch ist in vier Abschnitte gegliedert, die das Buch klar strukturieren. In diesen großen Teilen wechseln die Kapitel häufig die Perspektive. Anfangs sind vor allem die beiden Hauptcharaktere Stephanie und Jasmine im Fokus, doch mit der Zeit rücken auch Nebenfiguren wie Freunde, Kollegen und Bekannte ins Zentrum der Erzählung. Die Kapitel sind kurz gehalten und jeweils benannt nach der Person, aus deren Sicht gerade erzählt wird, was den Durchblick absolut erleichtert.  Diese Vielzahl an Perspektiven erzeugt ein dichtes Geflecht von Blickwinkeln, was das Tempo erhöht, beim Lesen mitzieht, aber mitunter auch zum doppelten Erzählen führt. Manchmal bekommt man eine Szene aus verschiedenen Blickwickeln erzählt, so dass sich ganze Dialoge doppeln. Bis zur Hälfte hatte das Buch einen nahezu unaufhaltsamem Sog, der mich wirklich richtig stark zum Lesen animiert hat. Danach flachte die Spannung etwas ab, weil die vielen Perspektiven teils redundant wurden.

Die Charaktere im Buch haben auch richtig Spaß gemacht. Stephanie ist eine Karrierefrau wie sie im Buche steht. Beruflich erfolgreich, viel unterwegs, in ihrem Leben scheinbar alles im Griff. Doch schon bald wird spürbar, dass hinter der glänzenden Fassade Leere lauert. Bindungen, die nicht halten, Reisestress, Einsamkeit. Jasmine steht im starken Kontrast zu Stephanie. Wenig Geld und eine belastete Vergangenheit. Ich mochte außerdem, dass überraschenderweise die Nebenfiguren viel Raum eingenommen haben. Jeder von ihnen erzählt sein Stück und bringt ein Puzzleteil ein. Das schafft Tiefe, aber eben auch Komplexität. Allerdings wirkten manche Abschnitte länger als nötig, weil sie zuvor schon berührte Szenen in leicht veränderter Form zurückbrachten. Der Blick auf das Umfeld der Protagonistinnen macht die Geschichte aber dennoch größer und damit komplexer.

Ich hatte beim Lesen ein zweigeteiltes Gefühl. Bis ungefähr zur Hälfte war ich völlig in der Geschichte drin. Ich konnte das Buch kaum weglegen, hatte ständig Fragezeichen über dem Kopf und fragte mich, wie zum Teufel man das alles auflösen könnte. Dann kam der Umbruch und ich merkte, dass das Tempo etwas nachlässt. Nicht dramatisch, aber eben spürbar. Der Grund liegt meiner Ansicht nach vor allem in den schon erwähnten Wiederholungen. Ob das Konstrukt logisch bis ins letzte Detail ist? Nein, tatsächlich eher nicht. Aber für mich war das völlig ok, weil ich mich super unterhalten fühlte, mitgerissen war, und Lust auf mehr bekommen habe. Ich glaube das Buch wird die Leserschaft in zwei Lager spalten, entweder man findet es richtig gut oder völlig abstrus. Wenn man eher strikt auf eine wasserdichte Logik setzt, kann einen das Buch wahrscheinlich nicht so sehr begeistern.

„The Business Trip“ ist ein spannender Thriller mit ungewöhnlicher Struktur, mehreren Erzählperspektiven, interessanten Figuren und einer garantierten Sogwirkung. Ja, das letzte Drittel verliert etwas an Tempo und wirkt stellenweise redundant, aber insgesamt überwiegt das Vergnügen des Lesens. Wer Lust auf einen modernen Thriller hat, der mit Blickwinkeln spielt und nicht nach schwerem Gemetzel, sondern nach subtiler Spannung sucht, der kann hier mal ein Auge drauf werfen.

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