[Rezension] Lucinda Berry – Das perfekte Kind

“Christopher und Hannah sind Chirurg und Krankenschwester und ein glücklich verheiratetes Paar, das ein perfektes Leben führt. Alles, was ihnen noch fehlt, ist ein Kind. Als Janie, eine ausgesetzte Sechsjährige, in ihrem Krankenhaus auftaucht fühlt Christopher sofort eine Verbindung zu ihr, und überzeugt Hannah, sie als ihr eigenes Kind mit nach Hause zu nehmen. Aber Janie ist kein gewöhnliches Kind, und ihre gestörte Psyche stellt sich als mehr heraus, als ihre neuen Eltern erwartet haben. Janie ist Christopher zutiefst verfallen, verhält sich aber immer verstörender und richtet ihre ganze Wut gegen Hannah. Hannah weiß, dass Janie Christopher manipuliert und ihn von ihr isoliert, obwohl sie versucht, sie alle zusammenzubringen. Doch als Janies Verhalten Christopher und Hannah auseinanderzureißen droht, könnte die Wahrheit hinter Janies Vergangenheit ausreichen, um sie alle über die Klinge springen zu lassen.”

Autorin: Lucinda Berry
Titel: Das perfekte Kind
Übersetzung: Patricia Buchwald
Genre: Thriller
Seitenzahl: 400
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2025
Verlag: Vajona
Preis: 19,00€ (Paperback); 12,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Ein schwer verletztes Mädchen wird in das Krankenhaus eingeliefert, in dem Chris Bauer als Arzt arbeitet. Das Mädchen ist vollkommen verstört, verwahrlost und zeigt Spuren von Misshandlungen. Gemeinsam mit seiner Frau Hannah, einer Krankenpflegerin, beschließt Chris, dem Kind ein neues Zuhause zu geben. Doch was zunächst wie eine Fügung des Schicksals scheint, weil Chris und Hannah seit Jahren ungewollt kinderlos sind, wird bald zur Zerreißprobe. Hinter Janies schweigender Fassade verbirgt sich mehr, als es zunächst scheint. Die aufopferungsvolle Fürsorge der Bauers stößt an Grenzen, als sich das Familienleben zunehmend in ein Netz aus Misstrauen, Angst und Kontrollverlust verwandelt.

“Das perfekte Kind“ wird abwechselnd aus drei Perspektiven erzählt wird. Wir erleben die Sicht von Hannah und Chris Bauer, die die kleine Janie adoptieren, sowie die Perspektive von Piper, Janies Sozialarbeiterin. Jamie selbst begleiten wir nicht, doch schon zu Beginn wird deutlich, dass das Mädchen eine erschütternde Vergangenheit hinter sich hat, die tiefe Spuren hinterlassen hat. Der Einstieg war etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem durch die Perspektivwechsel. Doch als dann klar war, wer wer ist und wie die Zusammenhänge sind, konnte ich tief in die Geschichte eintauchen.

Janie wirkt schwer traumatisiert, emotional abgestumpft und verhält sich zunehmend auffällig. Trotz dessen entwickelt sich schnell eine enge Bindung zwischen Janie und Chris, doch genau diese Beziehung wird zunehmend problematisch. Chris weigert sich lange Zeit, die Wahrheit über Janie zu sehen, verschließt die Augen vor den immer offensichtlicher werdenden Anzeichen, dass mit ihr etwas grundlegend nicht stimmt. Seine Verleugnung und damit auch die Herabsetzung von Hannahs Gefühlen haben mich regelrecht sauer gemacht. Man sieht das Unglück absolut kommen und Chris schwebt einfach weiter in seiner Daddy Bubble. Auch Hannah macht grundlegende Fehler und verschließt die Augen vor den vielen kleinen Warnzeichen, nur um endlich ihr Glück im Muttersein zu finden.

Während Janies Verhalten immer bedrohlichere Ausmaße annimmt, steht nicht nur die Ehe der Bauers auf dem Spiel, sondern letztlich das Wohl aller Menschen in ihrer Umgebung. Das Buch stellt im Hintergrund sehr unangenehme Fragen und man kommt einfach nicht umhin, sich selbst zu fragen, wie man reagieren würde. Wer trägt die Verantwortung? Das Jugendamt, das Janie trotz ihrer Vorgeschichte mit relativ wenig Hilfen in eine Familie vermittelt hat? Oder Chris, der vor lauter Wunschdenken die Realität nicht gesehen hat?

Lucinda Berry wird gerne in einem Atemzug mit Freida McFadden genannt, die ja hierzulande auch immer beliebter wird. Daher habe ich schon lange darauf gehofft, dass Lucinda Berrys Werke bei uns erscheinen. Die Autorin hat es meisterhaft geschafft, ein psychologisches Spannungsfeld aufzubauen, das einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. „Das perfekte Kind“ ist düster, intensiv und aufwühlend. Ein Buch mit Nachklang, denn es regt zum Nachdenken an. Einzig den Start empfand ich etwas holperig, doch im Laufe der Geschichte bin ich besser in den Lesefluss gekommen.

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