[Rezension] Elyse Friedman – Die Durchtriebenen
„Ed Shropshire hat scheinbar das große Los gezogen, als er sich in seine rund 50 Jahre jüngere Pflegerin Kelly verliebt.
Doch Eds Söhne sind vom zweiten Frühling ihres schwerreichen Vaters alarmiert. Sie sehen ihr Erbe dahinschwimmen und bitten sogar ihre Schwester Alana, die der Familie seit Jahren den Rücken gekehrt hat, um Hilfe. Die alleinerziehende Mutter schert sich zunächst nicht um die Sorgen ihrer geldgierigen Brüder. Erst als die Hochzeit angekündigt wird, ist sie bereit, eine Rolle im Plan ihrer Brüder zu spielen. Doch schon bald ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich welches Ziel verfolgt?“
Autor: Elyse Friedman
Titel: Die Durchtriebenen
Übersetzung: Peter Hammans
Genre: Roman
Seitenzahl: 304
Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2024
Verlag: Droemer
Preis: 16,99€ (Paperback); 12,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Alana hat sich bereits seit vielen Jahren von ihrer Familie abgewendet. Mit ihrer Tochter schlägt sie sich alleine durch den Alltag und ist froh, sich nicht mehr mit ihrer dysfunktionalen Familie auseinander setzen zu müssen. Als dann ihre beiden Brüder an sie herantreten und um Hilfe bitten, kann Alana ihren Ohren kaum trauen: Ihr schwerreicher Vater möchte mit 76 Jahren nochmal vor den Traualtar treten und seine knapp 50 Jahre jüngere Pflegerin heiraten. Die beiden Brüder sehen natürlich ihr Erbe entschwinden und hoffen nun, dass Alana ihnen behilflich ist, die ungewollte Stiefmutter loszuwerden…
Obwohl ich die Autorin nicht kannte, hat mich der Klappentext sofort neugierig gemacht, denn „Die Durchtriebenen“ klang wie ein Roman, der viel Spaß und Intrigen mitbringt. Denn wenn der gesundheitlich angeschlagene Vater nochmal heiraten möchte, und dann auch noch ausgerechnet seine junge Pflegerin, da kann man doch mal hellhörig werden. Erbschleicherei ist schließlich kein neues Thema. Doch ungeahnterweise hat sich das Buch als sehr viel komplexer erwiesen, als man zunächst annehmen könnte…
Wir lesen die meiste Zeit aus Alanas Sicht, was zunächst vor allem die Frage aufwirft, warum sie mit ihrer Familie gebrochen hat. Das große Ganze wird erst später klar ausgesprochen, doch auch zu Beginn sind es viele „Kleinigkeiten“ die Alana verständlicherweise sauer aufstoßen. Auch das Verhältnis zu ihren Brüdern ist unterkühlt, so dass man sich eigentlich fragt, warum Alana auf einen gemeinsamen Plan mit ihnen einsteigen sollte. Doch die Antwort wird schnell und plausibel geliefert – zwar steht für Alana selbst kein Erbe auf dem Spiel, doch ihre Tochter soll wohl eigentlich mit Geld bedacht worden sein, was dann natürlich auf dem Spiel steht. Und so lässt Alana sich auf den Plan ein und reißt auf die luxuriöse Privatinsel ihres Vaters.
Das Buch ist durchzogen von unsympathischen Charakteren, mit denen man live wohl keine Minute gern verbringen würde. Was manche da für Lebensentscheidungen getroffen haben, ist echt nicht nachvollziehbar. Einzig Alana war hier ein Lichtblick, schon allein weil sie gedanklich immer alles so schön schwarzhumorig kommentiert und so für einige Lacher gesorgt hat. Sie hatte stets einen recht scharfen Blick auf die Sache und hat sehr souverän gehandelt.
Im Laufe des Buches erfahren wir noch viel mehr über diese absolut dysfunktionale Familie, die weit entfernt ist von ein paar harmlosen Streitereien. In Rückblicken erleben wir sogar wie Alanas Eltern sich kennen lernen und bereits dort könnte einem Übles schwanen. Dass das Buch mit einem Plottwist um die Ecke kommen würde, war mir relativ schnell klar. Doch niemals hätte ich erraten, wohin die Reise letztendlich geht.
Ich habe mir eigentlich eine spritzige, spaßige Familienintrige vorgestellt – bekommen habe ich eine kurzweilige und unterhaltsame Geschichte mit einem ziemlich düsteren, ernsten Kern. Darauf war ich ehrlicherweise nicht eingestellt, da man hinter dem Cover sowas auch nicht unbedingt vermuten würde. Das ungute Gefühl hat sich dann im Laufe der Story gemeldet und wurde im Verlauf immer drängender. Bleibt am Ende nur noch die Frage – wer von den ganzen verdorbenen Menschen war der schlechteste?