[Rezension] Michael Tsokos – Mit kalter Präzision

»Mit kalter Präzision« ist der Start der neuen rechtsmedizinischen Reihe von Michael Tsokos. Hauptfigur ist Dr. Sabine Yao, die wir bereits als Rechtsmedizinerin im Sektionssaal an der Seite von Dr. Fred Abel aus der berühmten Fred Abel-Thriller-Reihe von Michael Tsokos kennen.  Als neue stellvertretende Chefin der Abteilung Rechtsmedizin bei der BKA-Einheit »Extremdelikte« in Berlin steht sie nun vor ihrem ersten eigenen Fall:

Die Ehefrau des renommierten Schönheitschirurgen Roderich Kracht wurde in ihrer Villa in einem exklusiven Berliner Wohnort stranguliert. Da Roderich Kracht ein einflussreicher Mann ist, mit vielen prominenten Freunden, die für sich, ihre Frauen oder Geliebten seine Dienste diskret in Anspruch genommen haben, zieht der Fall schnell Kreise in die Höhen von Politik und Justiz.

Den ermittelnden Behörden darf kein Fehler unterlaufen, erste Ergebnisse werden von höchster Instanz erwartet. Unter Hochdruck arbeiten die Ermittler und Rechtsmediziner am Tatort. Zusammen mit ihrem Kollegen Jörgensen aus dem Landesinstitut untersucht die deutsch-chinesische Rechtsmedizinerin die tote Ehefrau. Tötungsart und Todeszeitpunkt sind schnell bestimmt. Und damit scheidet Roderich Kracht sofort als Täter aus, er hat für die Todeszeit seiner Frau ein wasserdichtes Alibi.

Aber es tauchen Unstimmigkeiten auf, denn das Stadium der Totenstarre des Opfers sorgt für große Irritationen und lässt alle Experten am festgelegten Todeszeitpunkt zweifeln. Ein rechtsmedizinisches Novum: Totenstarre und die errechnete Todeszeit stimmen partout nicht überein.

Als in einem weiteren Fall, der möglicherweise mit dem Mord in Zusammenhang steht, ebenfalls Unstimmigkeiten auftreten, erkennt Sabine Yao, dass sie von nun an mit größter Vorsicht vorgehen muss. Offensichtlich ist ein Serienkiller mit rechtsmedizinischer Expertise am Werk, der Yao immer einen Schritt voraus ist.

Mit der Unterstützung ihres Chefs und Mentors Prof. Paul Herzfeld und der IT-Spezialistin Sara Wittstock gelingt es Yao schließlich, dem Täter und seinen perfiden Taten immer weiter auf die Spur zu kommen. Doch der Mörder schreckt vor nichts zurück und lockt die Rechtsmedizinerin in eine tödliche Falle …

Autor: Prof. Dr. Michael Tsokos
Titel: Mit kalter Präzision
Genre: Thriller
Seitenzahl: 400
Erscheinungsdatum: 01. September 2023
Verlag: Knaur TB
Preis: 16,99€ (Taschenbuch); 12,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

In einer luxuriösen Villa wird die Leiche einer Frau gefunden, die sich als Ehefrau des allseits bekannten Schönheitschirurgen Dr. Kracht herausstellt. Der Verdacht geht zunächst natürlich in Richtung des Ehemannes, der kann jedoch ein wasserdichtes Alibi vorweisen. Doch der Gerichtsmedizinerin Dr. Yao kommen erste Zweifel, als Ungereimtheiten bei der Bestimmung des Todeszeitpunktes auftauchen. Hat der bekannte Doktor doch kein Alibi, weil am berechneten Todeszeitpunkt herummanipuliert wurde? Yao setzt ihre ganze Expertise ein und muss feststellen, dass der Mörder offenbar auch über eine Menge Fachwissen verfügt…

Mit dem Buch “Mit kalter Präziosion” beginnt die neue Ermittlerreihe von Michael Tsokos. Erneut begeben wir uns in die Abteilung Extremdelikte des BKA Berlin. Wie auch schon in der vorhergehenden Reihe liegt der Schwerpunkt definitiv auf der Rechtsmedizin. Unsere Hauptfigur Doktor Yao kennen wir bereits aus den anderen Büchern, wo sie eine kleine Randfigur spielte. Nun lernen wir Dr. Yao näher kennen und als erstes würde mir wohl einfallen, dass sie sehr kompetent und souverän rüberkommt. Hier hätte ich mir vielleicht noch ein bisschen mehr Tiefe gewünscht, es bleibt alles ein wenig distanziert und kühl, was zwar zur Rolle passt, aber eben doch ein wenig schade ist. Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir Dr. Yao noch besser kennen lernen werden, im Moment ist es einfach noch ein wenig ausbaufähig.

Wie bereits bei den anderen Büchern von Tsokos ist deutlich erkennbar, dass hier ein Mann mit Fachwissen glänzen kann. Tsokos hat erneut eine grandiose Mischung aus True Crime und Fiktion erschaffen. Durch seine Expertise auf dem Feld der Rechtsmedizin bekommt man immer spannende Fälle geliefert, die er eindrücklich beschreiben kann. Man merkt deutlich, dass hier jemand am Werk ist, der sein Handwerk versteht. Die Fälle in den Büchern sind teilweise real erlebte Geschichten, gespickt mit fiktionalen Inhalten. Ich finde die Einblicke in die Rechtsmedizin, die uns hier immer wieder geliefert werden wirklich klasse. Man muss auch keine Angst vor zu viel Fachtermini haben, da alles immer gut erklärt wird und man am Ende mit ein bisschen mehr Wissen aus der Geschichte gehen kann.

Neben dem eigentlichen Fall, verfolgen wir noch einige Nebenstränge, die zwar nicht zur Hauptstory beitragen, aber dennoch sehr interessant sind. Hier und da werden andere Fälle erwähnt, die gerade im BKA behandelt werden. Prinzipiell wartet das Buch vielleicht nicht unbedingt mit den größten Plottwists auf, vielmehr ist der eigentliche Weg zur Lösung des Falles das interessante. Den großteil des Buches begleiten wir Yao dabei, wie sie die Puzzleteile zusammensetzt und allein mit genug Grips und Köpfchen dem Täter auf die Schliche kommt. Einzig das Ende kam vielleicht ein wenig unvorbereitet, weil es irgendwie nicht zum Grundcharakter unserer Protagonistin passte, aber anscheinend sollte zum Ende nochmal ein wenig mehr Action rein.

Für mich war “Mit kalter Präzision” ein sehr gelungener Auftakt und ich freue mich auf weitere Fälle aus der Gerichtsmedizin.

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