[Rezension] Aimee Molloy – Das Therapiezimmer
„Keiner sieht dich. Doch du hörst alles …
Der Psychotherapeut Sam und seine Frau Annie ziehen aus New York in die verschlafene Kleinstadt, in der Sam aufgewachsen ist. Dort arbeitet Sam fast rund um die Uhr in seiner Praxis im Souterrain mit seinen (hauptsächlich weiblichen) Klientinnen, während Annie zu viel Zeit allein verbringt. Sam ahnt nicht, dass durch einen Lüftungsschacht all seine Therapiesitzungen im Obergeschoss zu hören sind: die Frau des Apothekers, die sich scheiden lassen möchte. Die Malerin mit dem enttäuschenden Liebesleben. All diese Geschichten mit anzuhören, ist unwiderstehlich. Doch dann taucht die betörende junge Französin in dem grünen Mini Cooper auf. Und Sam geht eines Tages zur Arbeit, um nicht wieder zurückzukehren …“
Autorin: Aimee Molloy
Titel: Das Therapiezimmer
Genre: Thriller
Seitenzahl: 384
Erscheinungsdatum: 01. November 2021
Verlag: Rowohlt Polaris
Preis: 14,00€ (Taschenbuch); 4,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Psychotherapeut Sam und seine Frau Annie sind frisch verheiratet. Um näher bei Sams kranker Mutter zu sein, ziehen sie vom turbulenten New York in seine verschlafene Heimat zurück. Sam beginnt sich sogleich in seine Arbeit zu stürzen, er hat im Souterrain ihres noblen Wohnhauses seine Praxis eingerichtet. Was er nicht ahnt – Annie kann durch einen Lüftungsschacht all seine Therapiesitzungen mithören. Und eine Patientin macht sich ganz offensiv am Sam heran… Als Sam dann eines Abends nach der Arbeit verschollen zu sein scheint, ist Annie zunächst in großer Sorge. Hat Sam sie verlassen oder ist ihm etwas zugestoßen?
Sowohl Sam als auch Annie sind beide keine wirklichen Sympathieträger. Beide handeln nicht nachvollziehbar und wären wohl auch im normalen Leben keine Menschen, mit denen ich Zeit verbringen würde. Annie ist für mich durchgehend eher blass geblieben. Es war wohl mit Absicht so geschrieben, dass man gerade Sam nicht mögen sollte – wobei er immer mal kurz wieder die Kurve bekommen hat. Immer wenn ich vor Empörung schnaufen wollte, hat man die Situation schnell relativiert. Trotzdem – beide waren mir einfach nicht grün und ich habe immer ein wenig an ihrer gegenseitigen Liebe zueinander gezweifelt.
Das Buch ist in mehrere Abschnitte geteilt, und was in Teil 2 und 3 passiert, hätte man so wohl nicht vermutet. Die Autorin hat es geschickt geschafft mit der Erzählweise zu spielen und den Leser auf eine ganz falsche Fährte zu locken. Nach Teil 1 hatte ich auf jeden Fall so viele Fragezeichen über meinem Kopf, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Zugegeben, nachdem das Geheimnis gelüftet wurde, war ein wenig die Luft raus, da es bis zum letztlichen Ende noch eine ganze Weile gedauert hat. Der Kniff, den die Autorin genutzt hat, ist an sich nichts neues und wird immer mal wieder in Büchern verwendet. Aufmerksame und erfahrene Leser kann man also schlechter auf die falsche Fährte locken.
Insgesamt für ein solides Buch mit einem starken Anfang, einem etwas zähen Mittelteil und einem Ende, das wohl wohl eher so als “ok” bezeichnen würde.