[Rezension] Riley Sager – Night

“1991. George W. Bush sitzt im Weißen Haus, im Kassettendeck läuft Nirvana, und die filmbegeisterte Studentin Charlie fährt mit einem Mann durch die Nacht, der vielleicht ein Serienkiller ist. Es war nur eine Mitfahrgelegenheit. Josh behauptet, er wolle zu seinem kranken Vater in Ohio. Aber etwas stimmt nicht an seiner Geschichte. Während sie über leere, dunkle Highways fahren, steigt in Charlie ein furchtbarer Verdacht auf. Ist es möglich, dass Josh der Campus-Killer ist, der ihre beste Freundin ermordet hat? Sie kann nicht weg, Hilfe holen ist unmöglich. Sie ist gefangen.”

Autor: Riley Sager
Titel: Night – Nacht der Angst
Übersetzung: Christine Blum
Genre: Thriller
Seitenzahl: 368
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2023
Verlag: dtv
Preis: 11,95€ (Taschenbuch); 9,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Wir haben Ende 1991 und Charlie braucht unbedingt eine Mitfahrgelegenheit nach Hause. Spontan trifft sie den Studenten Josh, der ebenso wie sie einen guten Grund hat mitten im Semester nach Hause zu fahren. Charlie beschliesst bei Josh mitzufahren, denn nichts kann sie mehr auf dem Unigelände halten, auf dem ihre beste Freundin vom sogenannten Campus-Killer ermordet wurde. Doch schon nach kurzer Fahrtzeit wird Charlie klar, dass sie eigentlich gar keine Ahnung hat, wer Josh wirklich ist und in ihr keimt eine leise Ahnung…

90er Jahre, ein Serienkiller auf dem Universitätscampus und etliche Frauen, die ihm schon zum Opfer gefallen sind – kein Plot hätte mich wahrscheinlich schneller zu einem Buch greifen lassen, denn ich liebe auch die klassischen Horrorfilme, die uns die 80er und 90er beschert haben. Auch dort hatten meist die typischen Mädchen von Nebenan die Titelrolle, wurden eine Zeit lang vom Killer verfolgt, nur um am Ende dann doch zu triumphieren. Das hat sich Sager wohl zum Vorbild genommen und uns mit Protagonistin Charlie eine (leider blasse) Hauptfigur präsentiert.

Charlie ist mit Abstand die nervigste Hauptperson seit langem. Naiv stolpert sie durch die Geschichte, hat sogar manchmal einen guten Gedanken, aber verwirft diesen wieder ganz schnell. Ganz klassisch wird Charlie und uns Lesern suggeriert, dass wir ihren Wahrnehmungen nicht trauen können. Ganze Kapitel lesen wir, nur um am Ende zu lesen – Haha, war nur ein Traum. Das verschmerze ich ein oder zwei Mal, aber doch bitte nicht konstant. Vor lauter Gaslighting weiß Charlie nicht mehr was Realität ist und trifft permanent blöde Entscheidungen. Ich als Leser muss gar nicht unbedingt genau wissen was abgeht und bin auch gerne bis zum Ende ahnungslos, aber so wie das hier gemacht wurde, war es einfach nur nervig.

Der Plot selbst hält mehr oder weniger überraschend ein paar Twists bereit, die die Geschichte für mich aber nicht besser gemacht haben. Im Gegenteil, es fühlte sich total absurd und abwegig an. Das Ende setzt dem Ganzen noch ein Krönchen auf. Vielleicht sollte der Autor mal auf männliche Protagonisten setzen, denn in Frauen kann er sich nicht sehr überzeugend reinversetzen in diesem Buch.

Es schmerzt mich etwas, dass “Night” mich leider gar nicht abholen konnte, obwohl ich alle bisherigen Bücher von Riley Sager geliebt habe. Sager konnte das Jahrzehnt für mich nicht gut einfangen, die Versuche Filmzitate einzubringen waren mir zu krampfhaft. Bislang war der Autor ein Garant für spannende und fesselnde Thriller für mich. Leider konnte er mich mit “Night” nicht überzeugen. Schade, ich hoffe einfach auf das nächste Buch.

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