[Rezension] Lesley Kara – Die Drohung
“Es ist 192 Tage, 7 Stunden und 15 Minuten her seit ihrem letzten Drink. Astrid ist entschlossen, eine neue Seite aufzuschlagen. Sie zieht zurück zu ihrer Mutter in das kleine Küstenstädtchen Flinstead, weit weg von den Versuchungen der Großstadt und den schmerzlichen Erinnerungen an ihr früheres Leben. Sie will sich ganz darauf konzentrieren, wieder sie selbst zu sein und von der Sucht loszukommen. Doch dann kommen die unheimlichen Briefe – ein Foto ihres Exfreundes, der vor einigen Monaten tragisch umkam, und auf der Rückseite ein blutiger Handabdruck. Sie ahnt: Jemand weiß genau, wovor sie davonläuft. Und wird sie teuer dafür bezahlen lassen.”
Autorin: Lesley Kara
Titel: Die Drohung
Übersetzung: Jörn Pinnow
Genre: Thriller
Seitenzahl: 336
Erscheinungsdatum: 16. Februar 2023
Verlag: dtv
Preis: 16,95€ (Taschenbuch); 12,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Nachdem Astrids Leden in Trümmern vor ihr liegt, zieht sie zurück zu ihrer Mutter in ein kleines Küstenstädtchen. Astrid versucht ihr Leben wieder in die richtige Bahn zu lenken und hat dem Alkohol entsagt, der ihr schon so oft das Leben versaut hat. Doch ihr altes Leben voller Alkoholeskapaden und Probleme will sie einfach nicht loslassen. Irgendjemand scheint sie zu verfolgen und schickt ihr unheimliche Briefchen und Zeichen, die nur eines bedeuten können – jemand hat sie aufgespürt und weiß welches dunkle Geheimnis sie mit sich trägt…
Gleich zu Beginn wird klar, dass das Buch kein locker, flockiges sein wird. Die Alkoholsucht von Astrid und all seine Begleiterscheinungen für sie und ihre Mitmenschen schlagen sehr aufs Gemüt. Astrid selbst wird auch nicht unbedingt als die sympathischste Person dargestellt. Sie macht viele Fehler und lernt nichts aus ihnen, was es umso ärgerlicher macht. Man sieht Astrid in ihr Unglück rennen und kann nur tatenlos zuschauen. So ähnlich muss es wohl auch ihrer Mutter gegangen sein, die auch relativ resigniert auf alles in Astrids Leben reagiert hat.
Die Atmosphäre des Buches war wie zuvor schon erwähnt eher düster und bedrückend. Seite für Seite hat sich die Lage für Astrid verschlimmert. Anfangs waren es nur Kleinigkeiten, doch die Verzweiflung Astrids hat spürbar zugenommen, je mehr wir im Buch voran kamen. Hin und wieder wird der Verdacht auf eine Person gelenkt, um sich dann doch wieder in Wohlgefallen aufzulösen, so dass man prima miträtseln konnte.
“Die Drohung” ist kein schnelllebiger Thriller, sondern wie auch vom Verlag deklariert, eher ein Roman. Die Spannung entsteht nicht durch actiongeladene oder gar blutige Szenen, sondern durch eine drückende Stimmung, die immer bedrohlicher wird. Kann man der Protagonistin vertrauen, wenn sie selbst manchmal ihren Erinnerungen nicht traut? Die Löcher in Astrids Erinnerung werden Stück für Stück mit Wahrheit gefüllt, was in ihrem Fall Fluch und Segen zugleich ist.
Insgesamt ist “Die Drohung” ein lesenswerter, ruhiger, aber atmosphärischer Roman über die Abgründe einer Suchterkrankung, die viele Menschenleben beinträchtigt. Wer langsame Spannungsbögen mag und sich nicht von einer Protagonistin abschrecken lässt, die man nicht so einfach in Gut oder Böse einteilen kann, könnte mit “Die Drohung” zufrieden sein.