[Rezension] Joël Dicker – Die Affäre Alaska Sanders
„April 1999. Im friedlichen Mount Pleasant an der amerikanischen Ostküste wird die Leiche der jungen Alaska Sanders geborgen. Die Geständnisse eines Verdächtigen und seines Komplizen genügen, um die Ermittlungen zu einem raschen Erfolg zu führen.
Juni 2010. Sergeant Perry Gahalowood, der seinerzeit von der Schuld des Verdächtigen restlos überzeugt war, erhält anonym eine verstörende Nachricht. Was, wenn er damals die falsche Fährte verfolgt hat? Gemeinsam mit seinem Freund, dem Schriftsteller Marcus Goldman, dessen Erfolg „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ vor der Verfilmung steht, rollt er den Fall neu auf – und fördert Details aus Alaskas Vergangenheit zutage, die die damaligen Ereignisse in ein völlig anderes Licht rücken …“
Autor: Joël Dicker
Titel: Die Affäre Alaska Sanders
Übersetzung: Michaela Meßner, Amelie Thoma
Genre: Roman
Seitenzahl: 592
Erscheinungsdatum: 01. Juni 2023
Verlag: Piper
Preis: 26,00€ (Hardcover); 18,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Marcus Goldmann ist zurück und führt uns durch einen neuen, spannenden Fall voller Geheimnisse und Verstrickungen. Ende der 90er wurde die Leiche von Alaska Sanders gefunden, ein Schuldiger war schnell ausgemacht und der Fall wurde abgeschlossen. Doch über 10 Jahre später kommen plötzlich Zweifel an der Geschichte auf. Durch eine anonyme Nachricht kommen Sergeant Gahalowood und Schriftsteller Marcus Goldberg auf den Gedanken, dass vielleicht doch etwas mit dem Tathergang nicht stimmt und der Verurteilte möglicherweise zu Unrecht im Gefängnis sitzt…
Eins vorweg – es kommen im Laufe des Buches immer wieder Verweise zum vorherigen Werk „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“. Generell würde ich also empfehlen die Bücher in der erschienenen Reihenfolge zu lesen, jedoch könnte man theoretisch auch davon absehen, wenn einen sowas nicht stört. Im Buch werden zwar viele Andeutungen gemacht und nebulöse Hinweise gestreut, jedoch gerade so viel, dass man neugierig wird. Interessanterweise ist im jetzigen Buch die Rede davon, dass Goldberg erst noch „Die Geschichte der Baltimores“ schreiben wird, was ja aber vor „Die Affäre Alaska Sanders“ erschienen ist. Joël Dicker steht also eindeutige auf zeitliche Verstrickungen.
Egal in welcher Reihenfolge nun gelesen wird – alle drei genannten Bücher von Joël Dicker sind einfach grandios und wahre Meisterwerke. Der Autor versteht es wie kein anderer mit den Zeitebenen zu spielen. Hinzu kommen außerdem Perspektivwechsel zwischen verschiedenen Personen – ein perfekter Mix aus Gegenwart und Vergangenheit. Durch die Rückblicke bekommen wir immer mehr Puzzleteile zugespielt. Obwohl gerade solche Bücher aus Ermittlersicht eher langatmig und zäh sein können, kommt bei “Die Affäre Alaska Sanders” zu keiner Zeit Langeweile auf.
Unsere beiden Ermittler finde ich wahnsinnig sympathisch. Alaska war ein eher schwieriger Charakter, der wohl aber bewusst eher sprunghaft und ambivalent dargestellt wurde. Trotz der Fülle an Personen habe ich immer den Überblick behalten können, da einfach alle Charaktere relativ einprägsam waren.
Die Geschichte stellt sich als unglaublich verzweigt heraus, was die Unterhaltung während des Lesens total bestärkt hat. Selbst bei vermeintlich bekannten Tatsachen konnte sich in Rückblenden ein neues Detail offenbaren, was am Ende allles änderte. Nichts wird hier einfach zufällig im Buch beschrieben, aufmerksames Lesen lohnt sich also. “Die Affäre Alaska Sanders” ist einfach ein wirklich cleverer und raffiniert konstruierter Ermittlerroman, dessen Ausmaße wohl niemand hätte kommen sehen.
Neben dem eigentlichen Fall, konnte auch in Goldbergs Leben ein wenig mehr Licht gebracht werden. Grundsätzlich liest es sich so, als ob man auf ein weiteres Buch mit Marcus Goldberg als Protagonisten spekulieren dürfte, was mich unglaublich freuen würde! Nun liegen zwischen den Büchern ja immer einige Jahre, so dass man wohl erstmal nur hoffnungsvoll abwarten kann.