[Rezension] C.J. Tudor – Die Kolonie
„In einer Kleinstadt in Alaska wird ein Junge tot aufgefunden. Seine Kehle ist zerfetzt, seinem Körper alles Blut entwichen. Die Brutalität des Mordes erinnert an eine Tat, die 25 Jahre zurück liegt. Detective Barbara Atkins wird zur Unterstützung von Sheriff Jensen Tucker hinzugezogen, der den ursprünglichen Fall untersucht hatte. Die Einwohner von Deadhart glauben jedoch zu wissen, wer der Schuldige ist: ein Mitglied der nahe gelegenen Vampirkolonie, die in einer alten Bergbausiedlung tief in den Bergen lebt. Barbara gerät unter Druck, die gesamte Kolonie gezielt töten zu lassen. Doch die Beweise sind nicht stichhaltig, und die Menschen lügen. Dann verschwindet ein weiterer Teenager. Barbara und Tucker bleibt nicht mehr viel Zeit, um die Wahrheit herauszufinden: Jagen sie einen kaltblütigen Mörder – oder ein blutdürstiges Monster?“
Autorin: C.J. Tudor
Titel: Die Kolonie
Übersetzung: Marcus Ingendaay
Genre: Thriller
Seitenzahl: 480
Erscheinungsdatum: 22. Januar 2025
Verlag: Goldmann
Preis: 16,00€ (Taschenbuch); 9,99€ (E-Book)
Meine Meinung:
Die kleine Stadt Deadhart im tiefsten Alaska wird von einem grausamen Mord erschüttert. Ein Junge wird mit zerfetzter Kehle aufgefunden und für die Bewohner der Stadt ist schnell klar, wer für die Tat verantwortlich ist – eine nah gelegene Vampirkolonie. Um den Fall untersuchen zu lassen, wird als leitende Ermittlerin die forensische Vampiranthropologin Barbara Atkins eingeflogen. Sie soll herausfinden, ob tatsächlich ein Vampir für den Mord verantwortlich ist, denn dann dürfte man behördlich genehmigt die gesamte Kolonie gezielt töten. Doch Atkins findet widersprüchliche Beweise und außerdem Ähnlichkeiten zu einem bereits viele Jahre zurückliegenden Fall. Die kleine Gemeinde gerät immer mehr in einen Strudel aus Hass und Atkins versucht fieberhaft den Fall zu lösen…
Im ersten Moment könnte man meinen, man hat es hier mit einem gewöhnlichen Thriller zu tun. Eine Kleinstadt, eine Leiche und die Mörderjagd beginnt. Doch weit gefehlt, denn plötzlich wird hier ganz selbstverständlich ein Thema reingebracht, mit dem ich auf den ersten Blick nicht gerechnet habe. Vampire existieren – doch nicht mehr als große, mystische Bedrohung, sondern vielmehr als unterdrückte Minderheit. Vampire haben es in dieser Welt nicht leicht, sie leben am Rande der Gesellschaft, haben sich meist als Kolonien in dünn besiedelten Gegenden niederlassen und meiden den Kontakt zu Menschen. So ein altes Bergdorf in Alaska ist da natürlich ideal geeignet, da es dort wenig Sonne und noch weniger Menschen gibt.
Die Vampirkolonien sehen sich nicht selten Rassismus ausgesetzt, denn stets gibt es Menschen, die deren Existenz nicht akzeptieren und als Lynchmob ganze Kolonien ausrotten. Es kommt immer wieder verbotenerweise vor, dass Vampire getötet werden, um aus ihren Körperteilen Profit zu schlagen. Dabei gibt es hier strenge Gesetze, die es zu beachten gibt, denn Vampire dürfen nur vernichtet werden, wenn eine Gefahr von ihnen ausgeht. Und um genau dies zu überprüfen, reist Barbara Atkins an. Sie ist nicht nur Expertin für Vampire, sondern auch Detective und soll untersuchen, ob der Junge tatsächlich einem Vampir zum Opfer gefallen ist. Falls dies der Fall ist, darf eine sogenannte Keulung angeordnet werden.
Barbara Atkins ist eine eher untypische Ermittlerin, denn sie wird uns nicht als attraktive, schlanke, junge Frau präsentiert, sondern einfach mal als ganz normale Frau. Hier und da ein paar selbst benannte Unzulänglichkeiten, aber gepaart mit einer wachen Auffassungsgabe, einem tollen Gespür und sie scheut sich auch nicht, sich mal selbst auf die Schippe zu nehmen.
Auch die Nebenfiguren sind allesamt sehr anschaulich beschrieben, jeder hat so seine Eigenheiten, ohne dass es zu gewollt rüberkam. Insgesamt war das Städtchen Deadhart mit seinen Bewohnern ein richtig schönes Setting mit passend kalten Temperaturen. Die Story ist eine tolle Mischung aus Ermittlungsarbeit, Mörderjagd und das alles gepaart mit ein paar Fangzähnen. Auf keinen Fall ist „Die Kolonie“ ein typischer Vampirroman. Ich denke sogar, dass man, um dieses Buch zu mögen, kein Vampirfan sein muss. Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen und ich würde mich sehr freuen nochmal von Barbara Atkins zu lesen.

