[Rezension] Liane Moriarty – Vorsehung

“Es ist ein ganz gewöhnlicher Flug nach Sydney – bis kurz vor der Landung eine alte Lady von ihrem Platz aufsteht. Langsam geht sie durch die Reihen, bleibt bei jedem einzelnen Passagier stehen und sagt schreckliche Dinge wie: »Dich erwartet einen tödlichen Arbeitsunfall mit 43«, »Dich erwartet Pankreaskrebs mit 66« oder »Dich erwartet Tod durch Ertrinken mit 7«.

Ist sie eine Hellseherin? Oder eine Verrückte? Was, wenn ihre Prophezeiungen tatsächlich eintreffen? Für alle Fluggäste stellen sich ab diesem Moment dieselben existentiellen Fragen: Gibt es ein Schicksal, und was wäre, wenn wir es verändern könnten? Was würde geschehen, wenn wir anfangen würden, unsere Träume tatsächlich zu verwirklichen?

Ob die Death Lady nun ein magisches Geheimnis hat oder nur die Statistik auf ihrer Seite – das Leben der Passagiere gerät bald auf völlig unerwartete Weise für immer aus den Fugen …”

Autorin: Liane Moriarty
Titel: Vorsehung
Übersetzung: Alice Jakubeit
Genre: Roman
Seitenzahl: 512
Erscheinungsdatum: 02. Mai 2025
Verlag: Droemer
Preis: 23,00€ (Gebunden); 16,99€ (E-Book)

Meine Meinung:

Eigentlich sollte es ein alltäglicher und normaler Flug von Tasmanien nach Sydney werden. Doch kurz vor Flugende, löst sich eine alte Dame von ihrem Sitz und schreitet durch die Sitzreihen. Scheinbar teilnahmslos offenbart sie jedem Passagier seinen Todeszeitpunkt und Todesart. Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die “Death Lady”, deren Name, wie wir später erfahren, Cherry ist. Hat Cherry eine psychotische Episode, ist sie tatsächlich eine Hellseherin oder sollen es gar keine Prophezeiungen sein, sondern Flüche? Keiner der Passagiere kann die merkwürdige Begegnung so richtig von sich abschütteln und  wenige Zeit später tritt tatsächlich die erste Vorsehung ein…

“Vorsehung” ist kein Buch, das es eilig hat. Im Gegenteil – das erste Viertel des Buches verbringen wir gefühlt damit, die wichtigsten Charaktere kennen zu lernen. Die Geschichte besteht aus einem Hauptstrang, der uns am Leben von verschiedenen, jedoch immer wiederkehrenden Leute, teilhaben lässt. Dazwischen geschoben sind immer wieder Kapitel aus der Sicht der “Death Lady” und vermittelt uns ihr Leben und ihren gesamten Werdegang. Eine Trennung der Ebenen wird uns sehr einfach gemacht, denn Cherrys Kapitel werden als einzige aus der Ich-Perspektive erzählt.

Ich habe mich im Vorfeld schon sehr lange auf dieses Buch gefreut, weil der Plot einfach so ansprechend klang und habe gespannt die ersten Rezensionen dazu verfolgt. Die Leserschaft schien eher gespalten zu sein und ehrlicherweise hat mich das nur umso neugieriger gemacht. Tatsächlich musste ich auch feststellen, dass meine Erwartung an die Story ganz anders waren, als die Realität dann letztlich lieferte. Das ist meistens eher schwierig und ein Grund enttäuscht zu sein, aber “Vorsehung” hat mich eines besseren belehrt und mich wirklich positiv überrascht.

Anfangs waren all die verschiedenen Personen etwas viel. Man konnte schlecht ausmachen wer wichtig ist und wer nur nebenbei mal in den Fokus rückte. Doch je mehr Kapitel vergingen, desto klarer wurde, wer die wiederkehrenden Personen sind. Normalerweise habe ich bei solch vielen Strängen schnell Personen, die ich mehr mag als andere, doch dieses mal waren einfach alle Personen mit ihren Schicksalen gleichermaßen fesselnd. Ich habe förmlich an den Seiten geklebt.

Prinzipiell und objektiv betrachtet passiert eigentlich gar nicht viel und wir verfolgen die Menschen in ihrem normalen Leben und sehen wie sie im Alltag mit der Prophezeiung umgehen. Was macht es mit ihnen selber und auch mit ihren nahestehenden Personen? Jeder hat einen anderen Ansatz und sucht nach Lösungen oder reagiert ganz einfach mit Ignoranz. Ich als Leser habe in jedem kleinen Detail einen Anhaltspunkt vermutet und habe nur darauf gewartet, dass das Unglück seinen Lauf nimmt. Der Tod schwebte permanent über den Charakteren.

“Vorsehung” spielt sehr gekonnt mit tiefgründigen Themen, die zum Nachdenken anregen – Schicksal, Verlust, Liebe, neue Wege und der über allen stehenden Botschaft: Nutze deine Zeit und schätze, was du hast. Durch das gekonnte Verknüpfen der Handlungsstränge und dem stetigen Wechsel der Perspektiven, bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Es war nicht die Geschichte, die ich erwartet habe, aber vielleicht gerade deswegen hat es mich umso mehr gefesselt und begeistert. Ich bin mit einer Erwartung von “Final Destination” gestartet und bekommen habe ich eine Art “Tatsächlich Liebe”, über dem aber stetig der Sensenmann schwebte.

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